Ohne die Fusion mit der Bochumer BKK vor Ort wäre die Dortmunder Kasse BKK Hoesch pleite. Die wichtigste Änderung: Mit der Fusion fällt der Zusatzbeitrag für die Versicherten der BKK Hoesch von 15 Euro im Monat weg. Er hatte der Kasse ein Drittel ihrer Mitglieder gekostet und sie so an den Rand des Abgrunds gebracht.
Bochum.
Die größte Betriebskrankenkasse in NRW wächst weiter: Zum 1. Oktober übernimmt die BKK vor Ort mit Sitz in Bochum die Dortmunder BKK Hoesch und bewahrt die klamme Kasse damit vor der Pleite. Im Gespräche mit dieser Zeitung erläutert Vorstandschef Reinhard Brücker das Konzept und die Folgen der Übernahme für die Versicherten und die Beschäftigten. Die wichtigste Änderung: Mit der Fusion fällt der Zusatzbeitrag für die Versicherten der BKK Hoesch von 15 Euro im Monat weg. Er hatte der Kasse ein Drittel ihrer Mitglieder gekostet und sie so an den Rand des Abgrunds gebracht.
Brücker, zugleich Sanierungs-Vorstand der BKK Hoesch, verspricht Stabilität: „Wir werden bis 2014 keinen Zusatzbeitrag erheben.“ Damit hat sich die BKK vor Ort genauso lange festgelegt wie die Techniker Krankenkasse, mit einem Überschuss von fast einer Milliarde Euro 2011 die reichste Kasse.
Schließung wäre teurer
Doch auch bei der BKK vor Ort stimmen die Finanzen: 20,4 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftete sie 2011, die Rücklagen wuchsen auf 95 Millionen Euro. Mit der BKK Hoesch wächst die Mitgliederzahl auf über 800 000. Um die Übernahme der Kasse, die 2011 knapp fünf Millionen Euro Verlust schrieb, zu stemmen, zahlt das gesamte BKK-System 30 Millionen Euro. „Eine Schließung wäre deutlich teurer geworden. Deshalb bin ich auch enttäuscht, dass sich nicht alle Betriebskrankenkassen an der Umlage beteiligen“, sagt Brücker.
Bis 2014 will er die „strukturellen Nachteile der BKK Hoesch“ durch Einsparungen bei Sach- und Personalkosten sowie neue Kunden wettmachen. Benachteiligt sei die Kasse durch zu geringe Zahlungen aus dem Gesundheitsfonds gerade für ältere Versicherte, von denen die BKK Hoesch besonders viele habe.
Sieben Geschäftsstellen werden geschlossen
Die Mitarbeiter reduzieren ihre Arbeitszeit von 40 auf die bei der BKK vor Ort geltenden 37,5 Stunden – bei vollem Lohnausgleich, was in diesem Fall Verzicht bedeutet. Von den zehn Geschäftsstellen werden sieben kleinere geschlossen, in deren Nähe sich jeweils eine Zweigstelle der BKK vor Ort befindet. Erhalten bleiben die Zentrale in Dortmund sowie die Geschäftsstellen am Phoenixsee und in Meinerzhagen. Kündigungen soll es nicht geben, Stellen werden allein dadurch abgebaut, dass frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt werden.
Ebenfalls übernommen wird das rentable und laut Brücker „zu 100 Prozent ausgelastete“ Hüttenhospital mit seinen 350 Mitarbeitern, das der BKK Hoesch gehört.
Von den Forderungen der Politik, die Überschüsse an die Versicherten auszuzahlen oder die Praxisgebühr abzuschaffen, hält Brücker nichts. „Den Leuten ist es wichtiger, dass der Beitrag auf Sicht stabil bleibt.“ Deshalb investiert die Kasse lieber etwas Geld in neue Leistungen, die sie für sinnvoll hält. So zahlt sie nun auch Osteopathie und einen Babybonus von 184 Euro, wenn im ersten Lebensjahr alle Routineuntersuchungen wahrgenommen werden.