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Die Bergwerke schließen – und die Wasserprobleme bleiben

Bergwerke schließen und die Wasserprobleme bleiben

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Zeche Foto: Peter Oelker
Ein Gutachten soll klären, ob in Bergwerken unter Tage gelagerte Giftstoffe und gesundheitsgefährdendes PCB das Trinkwasser im Ruhrgebiet belasten können. „Wir nehmen das Thema sehr ernst“, heißt es im NRW-Umweltministerium.

Essen. 

Umweltschützer befürchten, dass durch die Flutung stillgelegter Bergwerke

hoch

giftiges PCB ins Trinkwasser gelangt. Für den Zechenbetreiber RAG bleibt das Wassermanagement eine Ewigkeitsaufgabe, auch wenn der Steinkohle-Bergbau Ende 2018 ausläuft.

Was ist Grubenwasser?

Ursprünglich war es ganz normales Regenwasser, das im Ruhrgebiet von Süden kommend in den Boden sickert und dabei Mineralien wie Salze aufnimmt, aber auch Giftstoffe wie PCB. Die Bergwerke fangen es in eigens dafür gebauten Grubengebäuden auf. Es muss kontinuierlich abgepumpt werden. Nicht nur in den drei noch kohlefördernden Zechen, sondern auch in den stillgelegten, weil es sonst zu Bergschäden kommen kann.

Welche Pläne verfolgt die RAG mit ihrer Wasserhaltung?

Die RAG will die Zahl der „zentralen Wasserhaltungen“, an denen gepumpt wird, von derzeit 13 auf sieben Standorte bis zum Jahr 2035 reduzieren. Verbleiben sollen Lohberg (Dinslaken), Walsum (Duisburg), Haus Aden (Lünen), Ibbenbüren, Heinrich (Essen), Friedlicher Nachbar und Robert Müser (beide Bochum). Aktuell hebt das Unternehmen nach eigenen Angaben pro Jahr 80 Millionen Kubikmeter Grubenwasser. Dafür wendet die RAG-Stiftung, die die sogenannten Ewigkeitskosten finanziert, nach eigenen Angaben jährlich rund 200 Millionen Euro auf.

Was ist unter der „Flutung“ der stillgelegten Bergwerke zu verstehen?

Derzeit gelangt das belastete Grubenwasser in Lippe, Emscher, Ruhr, Rhein und Ems. Das will die RAG ändern und das Grubenwasser künftig ausschließlich in den Rhein leiten. Über die verbleibenden sieben Wasserhaltungsstandorte soll es gen Westen geführt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, argumentiert die RAG, müsse der unterirdische Grubenwasser-Spiegel teilweise angehoben werden. Die Pumphöhe wolle man deshalb von 800 auf 600 Meter senken.

Der Bergbaukonzern erhofft sich davon ökologische Vorteile, weil Grubenwasser nur in den Rhein fließt und andere Flüsse entlastet werden. Zudem fällt die Emscher künftig als Aufnahmemedium weg, weil sie renaturiert wird. Die RAG hofft aber auch auf Kosteneinsparungen, weil nicht mehr so viel gepumpt werden muss. „Die Kosten stehen aber nicht im Vordergrund“, sagte ein Sprecher im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ist das geplante Wasserhaltungskonzept der RAG bereits genehmigt?

Nein. Das NRW-Umweltministerium will die Genehmigung unter anderem von einem Gutachten abhängig machen, das derzeit europaweit ausgeschrieben ist. Noch im ersten Halbjahr 2015 soll es vorliegen und Erkenntnisse darüber liefern, wie sich die geplante Flutung der Bergwerke auf unter Tage gelagerte Giftstoffe und PCB-Rückstände aus Hydraulik-Schmierstoffen auswirkt. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers liegt der PCB-Gehalt des Grubenwassers, das in die Flüsse geleitet wird, derzeit unter den zulässigen Grenzwerten. Die Gutachter sollen herausfinden, ob das auch so bleibt, wenn die Bergwerke geflutet werden. „Wir nehmen das Thema sehr ernst“, sagte der Sprecher.

Wie reagiert die RAG?

Der Herner Bergbaukonzern betonte am Montag, dass das erwartete Gutachten für ihn bindend sein und er seine Planungen gegebenenfalls ändern werde.

Wie ist die Position der Umweltverbände?

Während die RAG angibt, dass gar nicht zu ermitteln sei, wie viel PCB unter Tage versickert oder gelagert ist, fordert der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) eine Bilanzierung. „Wir brauchen eine Aufstellung, was sich neben ausgelaufenem PCB noch in den unterirdischen Anlagen befindet“, sagte Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND NRW, dieser Zeitung. Er vermutet, dass das Hydrauliköl nach Stilllegung der Bergwerke „größtenteils nicht aus den Maschinen geholt“ worden sei. Nicht auszuschließen sei zudem, so Jansen, dass unter Tage auch ganze Fässer mit PCB-haltigen Inhaltsstoffen lagerten.

Der BUND-Geschäftsleiter ist aber skeptisch, dass noch alle Da­ten rekonstruierbar seien. „Viele Akten sind schon geschreddert, weil die Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist.“ Jansen ist sich aber sicher: „Unter Tage schlummert eine Zeitbombe.“