Was „Hooligans gegen Salafisten“ und rechte Parteien eint
Sie nennen sich „Hooligans“, doch nur wenige stammen aus der Fußballfan-Szene. Bei „Hooligans gegen Salafisten“ handelt es sich um Rechtsextremisten, da sind sich Experten weitgehend einig. Rechte Parteien tun sich schwer mit ihnen. Denn die „HoGeSa“-Anhänger schrecken bürgerliche Wähler ab.
Köln.
Hat das noch etwas mit Fußball zu tun? Die rund 4000 Menschen, die am Sonntag in Köln demonstrierten und randalierten, nennen sich zwar „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa), doch wie viele von ihnen schon einmal ein Stadion von innen gesehen haben, ist offen. „Das sind Gewalttouristen, die keinerlei Bezug zum Fußball haben, sagt der renommierte Fan-Forscher Gunter Pilz von der Universität Hannover. Wer glaubt, die Demonstranten von Köln seien ausnahmslos Hooligans gewesen, der überschätze die Szene. „Das ist längst keine Riesenbewegung mehr.“
Stattdessen handelt es sich ganz offenkundig überwiegend um Rechtsextreme, die die Hooligan-Organisation als Trittbrett verwenden. Ihr Hass richtet sich dabei allem Anschein nach nicht, wie ihr Name glauben lässt, nur gegen gewaltbereite Salafisten. Ihnen geht es darum „den Islam“ aus Deutschland zu vertreiben.
„Riesengroße Schnittmenge mit Rechtsextremen“
„Das sind zutiefst islamfeindliche Gruppen, die ganz harten Rassismus unter dem Motto ‚Hooligans gegen Salafisten‘ verstecken,“ sagte Olaf Sundermeyer im Deutschlandfunk. Der Journalist beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Rechtsextremismus.“Für ihr nationalistisches Gegröle überwinden die sogar die Feindschaften, die es untereinander gibt.“
„In der Hooligan-Szene gibt es eine riesengroße Schnittmenge mit Rechtsextremen“, sagt auch Alexander Häusler von der Forschungsstelle für Rechtsextremismus und Neonazismus an der Fachhochschule Düsseldorf dem Kölner Stadtanzeiger. Die Salafisten dienten beiden Gruppen als gemeinsames Feindbild.
Facebook-Seite wurde mehrfach gelöscht
Mit Slogans wie „Gemeinsam sind wir stark“ versucht die HoGeSa-Bewegung, sich ein harmloses Image zu geben. Anhänger betonen immer wieder, die Gruppe sei nicht rechtsextrem. Kommentare auf ihrer Facebook-Seite lassen daran zweifeln. Zwischen ausländerfeindlichen Phrasen rühmen sich die HoGeSa-Anhänger dort mit ihren „Erfolgen“: „War das geil in Köln“, schreibt einer, „Jetzt zeigen wir denen, wer wirklich Herr im Land ist.“ Ein Bild zeigt den Spruch „Wenn sie dich hassen, dann hast du etwas erreicht.“
Dass ihre Seite in den vergangenen Tagen mehrfach gelöscht wurde, ficht sie nicht an. „Egal, wie oft ihr uns löscht, ihr könnt uns nicht aufhalten“, schreibt einer. Am Nachmittag hatte die Seite wieder über 20.000 Fans.
Pro NRW tut sich mit den Hooligans schwer
Dieses Potenzial ist auch rechten Parteien nicht verborgen geblieben. Doch Pro NRW tut sich im Umgang mit den Hooligans schwer. Pro-NRW-Chef Markus Beisicht distanzierte sich offiziell von der HoGeSa-Bewegung, doch so streng scheint nicht jeder in seiner Partei die Grenze zu ziehen: Organisator der Kölner Veranstaltung war Dominik Roeseler, Pro-NRW-Stadtrat in Mönchengladbach.
Ebenfalls in Köln dabei: der als „SS-Siggi“ bekannte „Die Rechte“-Politiker Siegfried Borchardt, der bis vor Kurzem noch im Dortmunder Stadtrat saß. Er war auch schon vor Ort, als sich die HoGeSa-Anhänger Ende September in Dortmund trafen.
Hooligans haben in den Stadien an Bedeutung verloren
Für diejenigen unter den HoGeSa-Anhängern, die tatsächlich aus der Hooligan-Szene kommen, geht es auch darum, sich dem endgültigen Bedeutungsverlust entgegenzustellen. In der Fan-Szene haben Ultra-Bewegungen ihnen weitgehend den Rang abgelaufen. Die Zeit, als Hooligans Angst und Schrecken verbreitet haben, scheint vorüber zu sein. Sehr zur Freude der Vereine, die ihre Stadien gern als „familiensicher“ verkaufen wollen und deshalb wenig Interesse an gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Fan-Lagern haben.
In Bezug auf die aktuellen Ausschreitungen nimmt Fan-Forscher Pilz die Vereine deshalb auch in Schutz: „Die Demonstration in Köln geschah völlig abseits vom Bundesliga-Geschehen. Wenn sich Salafisten-Gegner treffen, um sich mit der Polizei anzulegen, können die Vereine nichts machen.“
Fußball-Fans distanzieren sich von Hooligan-Bewegung
Die bundesweite Vereinigung „Pro Fans“ befürchtet nach den Ausschreitungen bei einer Hooligan-Demonstration gegen Salafisten in Köln, dass die Hooliganszene neuen Zulauf erhält. „Die neue Qualität ist, dass es mit Fußball gar nichts zu tun hat“, sagte Sprecher Sig Zelt. Politisch motivierte Aktionen wie die Kundgebung am Sonntag „könnten eventuell für gewissen Zulauf sorgen“. Fan-Vertreter Zelt distanzierte sich deutlich von den Hooligans. „Wir als Pro Fans lehnen ab, was die da machen.“