Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde mehr: CSU-Verbraucherministerin Ilse Aigner hatte gerade erst ihren Wechsel von Berlin in die bayerische Landespolitik angekündigt, da schoss ihre Rivalin Christine Haderthauer in München den ersten verbalen Giftpfeil ab.
Berlin.
Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde mehr: CSU-Verbraucherministerin Ilse Aigner hatte gerade erst ihren Wechsel von Berlin in die bayerische Landespolitik angekündigt, da schoss ihre Rivalin Christine Haderthauer in München den ersten verbalen Giftpfeil ab. „Super Verstärkung der Frauenpower in der CSU“, flötete die Sozialministerin des Freistaats, Aigner und sie ergänzten sich gut: „Sie als Alleinstehende und kinderlos, ich als Frau mit Familie.“
Sie hat ein Gespür für Stimmungen
Haderthauers hinterhältiger Hinweis auf Aigners Single-Dasein sollte sitzen in der CSU, die noch immer das traditionelle Familienbild hoch hält. Seitdem ist klar: Der 2013 geplante Wechsel der Verbraucherministerin nach München versetzt Teile der CSU-Spitze in große Unruhe. Die bisherigen Anwärter auf das Erbe von Ministerpräsident Horst Seehofer, der 2013 wohl das letzte Mal zur Wahl antritt, sind alarmiert: Dass die 47-jährige Aigner nun sofort als aussichtsreichste „Kronprinzessin“ gilt, ist ein Schlag für Haderthauer und für Landesfinanzminister Markus Söder – beide wollten die Nachfolgefrage unter sich klären.
Doch Aigner ist zwar als Bundesministerin nur mäßig erfolgreich, aber in Bayern überaus beliebt in der CSU und beim Wahlvolk: Ob in der TV-Kochshow, bei Bürger-Diskussionen oder im Bierzelt, sie hat ein Gespür für Stimmungen. Die gelernte Elektrotechnikerin kommt freundlich, nüchtern und pragmatisch daher, hat sich aber mit Geschick viel Macht in der CSU erobert.
Doch die Mitbewerber bleiben im Rennen. Söder hat inzwischen erklärt, er werde „in Bayern bleiben und für Bayern kämpfen“. Und wie: Auffallend oft, berichten Christsoziale, erwähnt Söder bei öffentlichen Auftritten nun sein harmonisches Familienleben mit Frau und Kindern – eine Abgrenzung zur ledigen Aigner. Noch offensiver geht Haderthauer vor, um die Rivalin zu verdrängen. Wo immer die 49-jährige Juristin derzeit eine Rede hält, berichtet sie von „meinem Mann“ und ihrer schon 27 Jahre dauernden Ehe, von den zwei Kindern und den Enkeln. Aber natürlich sei es gut, gurrt Haderthauer, dass auch andere Lebensentwürfe in der CSU Platz hätten. Aigner tut so, als ließen sie die Sticheleien kalt: „Christine Haderthauer weiß, dass ich sie sehr schätze“, sagt sie. „Und auch die CSU schätzt jemanden nicht erst, wenn er verheiratet ist.“ Familie mit Kindern bleibe das Ideal der CSU, aber es gebe halt auch andere Lebensläufe. Und die bayerische Gesellschaft „ist eben liberal“.
„Dirndl-Duell“ geht an Aigner
Tatsächlich hat ihr Familienstand Aigners Aufstieg in der CSU bisher nicht behindert, erst vor einem Jahr eroberte sie sich den Vorsitz des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern. Eisern aber schirmt Aigner ihr Privatleben ab: „Es gibt einen Mann in meinem Leben“, hat sie vor einiger Zeit verkündet, „aber das trage ich nicht in die Öffentlichkeit.“ In Bayern spielt die bodenständige Christsoziale einen anderen Trumpf aus: Sie präsentiert sich als „echte, gebürtige Oberbayerin“, die auch gern im zünftigen Dirndl auftritt – anders als Haderthauer, die zwar in München aufwuchs, aber im holsteinischen Neumünster geboren ist. Schon ist die Rede vom „Dirndl-Duell“, das Haderthauer kaum gewinnen kann.
Seehofer kann vorerst zufrieden sein: Solange sich die potenziellen Nachfolger gegenseitig in Schach halten, droht ihm keine Gefahr. Für den Bundespresseball in Berlin am 23. November hat sich die Ministerin indes mit einem Begleiter angemeldet – sie werde ihren Partner präsentieren, wird gemunkelt. Und Aigner – schweigt weiter dazu.