Einige Ungarn zeigen sich gegenüber Flüchtlingen besonders menschenverachtend. Eine neue Art der „Grenzsicherung“ ist nur noch absurd.
Budapest.
„Sagt mir, dass das nicht wahr ist“, wunderte sich Andrew Ströhlein, Europas Mediendirektor der von Human Rights Watch. „Monsterköpfe an der ungarischen Grenzen, um Flüchtlinge abzuschrecken?“ Fotos zeigen tatsächlich Vogelscheuchen und Grusel-Köpfe aus Zuckerrüben am Stacheldrahtzaun, der Flüchtlingen die Einreise aus Serbien und Kroatien unmöglich machen soll. „Flüchtlinge fliehen vor Krieg und Folter, Ungarn“, kommentierte er. „Eure Wurzelgemüse-Köpfe werden sie nicht abhalten.“
Die Aufmerksamkeit auf die Fotos gelenkt hat der Journalist Szabolcs Panyi von der ungarischen Nachrichtenseite index.hu. Er erklärte dazu, es sei nicht klar, wer die Köpfe aufgehängt hat. „Eher Bürgerwehren, nicht die Polizei, aber wohl mit deren Okay, sie sind ja nicht entfernt.“ Sein Kommentar: „Willkommen zurück in der Jungsteinzeit.“ Die am Zaun hängenden Köpfe würden Menschen empfangen, die vielleicht wirklich abgeschnittene Köpfe sehen mussten, sagte er der Zeitung „SME“.
Eine Facebook-Seite, die ihre Solidarität mit Polizei, Militär und Anti-Terror-Einheiten bekundet, hatte die Fotos zuvor gepostet. Dort war zu lesen, das sei ein „Scherz“. Die fremdenfeindliche Erklärung dazu: ein Krähenschreck aus Zuckerrüben anstelle erschreckender Männer im Zuckerrübenfeld. Und die Maßnahme wirke auch, seit vier Wochen sei der Zaun dort nicht mehr durchtrennt worden, behauptet die Seite.
Der rechtskonservative ungarische Regierungschef Viktor Orban lehnt die Aufnahme von Flüchtlingen ab und setzt auf Abschreckung. Im vergangenen Herbst ließ er an den Grenzen zu Serbien und Kroatien Stacheldrahtzäune errichten. Flüchtlinge können nur noch durch Grenzlager einreisen. Serbien meldete am Donnerstag, dass dort innerhalb eines Monats mehr als 3100 Flüchtlinge beim Versuch der illegalen Einreise aufgegriffen worden seien. Die meisten nach Serbien gelangten Migranten stranden dort, weil Ungarn die Grenzzäune gebaut hat und täglich nicht mehr als 30 Geflüchtete einreisen lässt.
In einigen Ländern auf der Flüchtlingsroute von Griechenland patrouillieren neben staatlichen Einheiten paramilitärische Freiwillige. Gegen die frühere Pegida-Aktivistin Tatjana Festerling wird ermittelt, weil sie in Bulgarien eine solche pro-russische Gruppe für einen Tag bei der „Flüchtlingsjagd“ unterstützt und aufgerufen hatte, sie zu unterstützen. Der fragliche Straftatbestand ist „Anwerben für einen fremden Militärdienst“. Bei Hohlköpfen aus Zuckerrüben droht aber keine Strafverfolgung…