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Hartz 4: Macht das neue Bürgergeld die Menschen faul? „Nicht-Arbeiten lohnt sich mehr“

Hartz 4: Wird das neue Bürgergeld die Menschen faul machen? „Nicht-Arbeiten lohnt sich mehr“

Bürgergeld
© IMAGO / Steinach

Scholz kündigt Entlastungen im Volumen von 65 Milliarden Euro an

Strompreisbremse, Steuerentlastungen, Bürgergeld, höheres Kindergeld: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in Berlin das dritte Entlastungspaket des Bundesregierung vorgestellt.

Wenn der Wecker morgens um 6 Uhr klingelt, man nach häufigem Drücken der Schlummertaste endlich in den Tag startet, kommt dem ein oder anderen auf dem Weg zur Arbeit vielleicht die Frage in den Sinn: „Lohnt sich das?“

So oder so ähnlich starten viele deutsche Erwerbstätige in den Tag. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) kritisiert mit diesem Bild das neue Bürgergeld: „Viele fragen sich, warum soll ich morgens um 7 Uhr schon arbeiten, wenn derjenige, der das Bürgergeld bezieht, fast das Gleiche bekommt.“

Diese Kritik zielt auf die Hartz 4-Nachfolge ab. Ein Gesetzentwurf, der eine Erhöhung der Regelsätze vorschlägt, soll diesen Mittwoch verabschiedet werden.

Bürgergeld-Erhöhung: Deutsches Handwerk übt scharfe Kritik

Nach aktuellem Stand sieht es so aus, als bekämen Hartz-4-Beziehende ein Bürgergeld in Höhe von 502 Euro. Doch der Handwerksverband empfindet das Bürgergeld-Konzept als „nicht ausreichend und nicht gut.“

Außerdem schaffe es falsche Anreize für Geringverdiener: „Denn es sorgt für Demotivation bei denjenigen, die mit einem geringen Gehalt regulär arbeiten. Am unteren Ende verschwimmen immer mehr die Grenzen zwischen regulärer Arbeit und dem Bürgergeld“, sagt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, der Rheinischen Post.

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Bürgergeld: „Nicht Arbeiten lohnt sich mehr als Arbeiten“

Langzeitarbeitslose brauchten Unterstützung, um wieder zur Arbeit zu kommen, so der Handwerkspräsident: „Viele fragen sich, warum soll ich morgens um 7 Uhr schon arbeiten, wenn derjenige, der das Bürgergeld bezieht, fast das Gleiche bekommt.“

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Nach Wollseifer lohne sich Nicht-Arbeiten mehr als Arbeiten. Seine Begründung: „Die Verbesserungen für die Bezieher beim Schonvermögen, der Wegfall von Sanktionen, die deutliche Anhebung des Regelsatzes, die komplette Übernahme der stark gestiegenen Heizkosten.“

Bürgergeld-Erhöhung viel zu niedrig? Kritik von der anderen Seite

Anders als der Handwerksverband bemängelt der Sozialverband Deutschland (SoVD) die von Arbeitsminister, Hubertus Heil (SPD), geplante Höhe des Bürgergelds als zu niedrig.

Michaela Engelmeier (SPD), SoVD-Vorsitzende, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Hier bleiben wir bei unserer Forderung: 650 Euro ab dem 1. Januar und 100 Euro sofort für den Übergang.“ Es sei zwar gut, dass das Bürgergeld komme, von der Höhe sei sie jedoch enttäuscht.

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Bürgergeld: „Liegt nicht an zu hohen Sozialleistungen“

Auch in den sozialen Netzwerken erheben sich viele Stimmen gegen die Kritik von Wollseifer. „Wenn sich arbeiten nicht mehr lohnt, dann liegt es NICHT daran, dass Sozialleistungen so hoch wären, sondern an massiven Preissteigerungen bei ohnehin viel zu niedrigen Löhnen,“ sagt Özlem Alev Demirel (Die Linke), Mitglied im Europaparlament, auf ihrem Twitter-Kanal.

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Auch der SPD-Politiker, Tim Vollert, widerspricht den Ansichten des Handwerkspräsidenten: „Das Bürgergeld orientiert sich an dem absoluten Mindesten, was man zum Leben braucht. Wenn das Handwerk da nicht konkurrieren kann, dann liegt der Fehler nicht beim Bürgergeld.“ (mars)