Waldbrandgefahr – Keine Dampfloks mehr auf dem Brocken
Zuletzt hat der Harz Schlagzeilen mit Waldbränden gemacht. Experten haben Brandschutz-Konzept. Dampfloks spielen dabei auch eine Rolle.
Wernigerode.
Bei höchster Waldbrandgefahr fahren die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) ab sofort zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken nicht mehr mit Dampfloks. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs mit verschiedenen Beteiligten nach dem jüngsten mehrtägigen Großbrand am Brocken, wie Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (CDU) am Montag mitteilte. Die HSB sei Teil der Lösung und solle nicht mehr als alleiniges Problem angesehen werden.
Ab Drei Annen Hohne werden bei Waldbrandgefahrenstufe 5 nun Dieselloks auf den Brocken fahren. Auch bei Stufe 4 sei das vorerst so, die Gesellschafter sollten sich aber demnächst über das weitere Vorgehen verständigen, sagte Schulze. Die Regelung betreffe nur den letzten Streckenabschnitt bis zum Harzgipfel, nicht den Rest des rund 140 Kilometer langen Streckennetzes, betonte der Minister. Die Dampflokfahrten auf den Brocken zählen zu den Hauptattraktionen im Harz. Sie stehen aufgrund des Funkenflugs aber auch stark in der Kritik.
Löscharbeiten aufgrund der Topographie schwierig
Der jüngste Brand war am Donnerstag nahe der Ortschaft Schierke ausgebrochen. Den Angaben der Stadt Wernigerode zufolge brannte es auf einer Fläche von 13 Hektar. Etliche Kräfte der Feuerwehr kämpften bei sommerlichen Temperaturen gegen das Feuer. Am Sonntag galt es als gelöscht. Oft waren mehrere Hundert Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz, die regelmäßig ausgewechselt wurden. Die Löscharbeiten gestalteten sich aufgrund der Topographie schwierig. Auch hohe Totholz-Bäume bildeten eine akute Gefahr, weil Baumspitzen und Äste herabfallen konnten.
Mit Blick darauf ist laut Forstminister Schulze am Montag vereinbart worden, künftig Schneisen im Nationalpark Harz zu schlagen. Priorität habe der Schutz der Menschen und die Region um den Tourismusort Schierke. Ziel sei es, das Überspringen von Bränden zu verhindern und der Feuerwehr den Zugang zu gewährleisten. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Wernigeröder Oberbürgermeisters Tobias Kascha (SPD) solle einen Plan erarbeiten, wo solche Schneisen sinnvoll seien, sagte Kascha.
Auch die Abstimmung mit Blick auf Löschunterstützung aus der Luft solle nochmals in den Blick genommen werden, sagte Schulze weiter. Diskutiert werden ein Rahmenvertrag des Landes, um im Bedarfsfall private Anbieter etwa von Löschhubschraubern einzubinden. Es hatte Kritik gegeben, dass Löschhubschrauber zu spät zum Einsatz gekommen sind.
Schutz für touristische Orte im Harz
Nach dem Großbrand sind in der Tourismusregion Forderungen nach mehr vorsorglichem Brandschutz und eine bessere Koordinierung der Maßnahmen laut geworden. „Wir haben Glück gehabt, aber das kann überall und jederzeit wieder passieren“, sagte Andreas Meling, Geschäftsführer der Wernigerode Tourismus GmbH, der Deutschen Presse-Agentur. Man brauche künftig einen Schutz für touristische Orte im Harz, der „bestenfalls vorbeugend arbeitet“. Die Feuerwehren müssten besser ausgestattet werden und bräuchten eine schnellere Luftunterstützung. Hier sei das Land gefordert.
Von Seiten der Tourismusbranche habe man sich während des Waldbrandes darauf konzentriert, die Kommunikation aufrechtzuerhalten und so den Menschen vor Ort die Angst zu nehmen. Panik habe es keine gegeben, sagte Meling. Aber alle seien in großer Sorge. Der 450-Seelen-Ort Schierke in Sachsen-Anhalt, in dem es Meling zufolge rund 2000 Gästebetten gibt, gehört zu Wernigerode. Während des Feuers sei die Zufahrtsstraße frei geblieben, es habe sogar Veranstaltungen gegeben.
„Bei anderer Windlage wäre es anders gelaufen“, sagte die Geschäftsführerin des in Goslar ansässigen Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt. „Wir haben Glück gehabt, Schierke hat Glück gehabt. Aber ich mache mir ganz große Sorgen.“ Schmidt sprach von einem „Warnschuss“, alle seien mit „einem blauen Auge“ davongekommen. Schmidt lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und die Informationsketten, die reibungslos funktioniert hätten. Nur so sei es möglich gewesen, den Tourismus ohne Einschränkungen aufrechtzuhalten. (dpa)