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Starkoch mit Pferdefleischproblem

Starkoch mit Pferdefleischproblem

Ross statt Rind in der Bolognesesauce – eine schlimmere Nachricht kann es für einen Starkoch ja kaum geben. Nun hat Alfons Schuhbeck jenes Gericht zwar nicht selbst zubereitet – jedoch seine Firma für Fertiggerichte, für die der 63-Jährige seinen Namen gibt. „Ich bin erschüttert“, sagt er angesichts der Pferdefleisch-Funde bei „Schuhbecks Geniesser Service“ (SGS).

München (dapd). Ross statt Rind in der Bolognesesauce – eine schlimmere Nachricht kann es für einen Starkoch ja kaum geben. Nun hat Alfons Schuhbeck jenes Gericht zwar nicht selbst zubereitet – jedoch seine Firma für Fertiggerichte, für die der 63-Jährige seinen Namen gibt. „Ich bin erschüttert“, sagt er angesichts der Pferdefleisch-Funde bei „Schuhbecks Geniesser Service“ (SGS).

Der Münchner Sternekoch ist nicht nur für seine Künste am Herd bekannt, die er oft im Fernsehen präsentiert. Er ist ein vielseitiger Geschäftsmann, der die Selbstvermarktung perfektioniert hat: Am Platzl in der Münchner Innenstadt bewirtet er zwei Restaurants, ferner führt er eine Kochschule, einen Eissalon, Gewürzläden, ein Schokoladengeschäft sowie einen Partyservice.

Schritt für Schritt hat sich Schuhbeck ein Imperium aufgebaut – und scheute dabei keine Risiken. 2006 übernahm er eine vor der Insolvenz stehende Produktionsstätte für Fertiggerichte in Laage bei Rostock. Das erstaunte dann doch ein wenig, da Fertignahrung schon vor dem Pferdefleischskandal nicht mit dem Ruf höchster Qualität und Frische behaftet war.

Fertignahrung und Edelgastronomie kein Widerspruch?

Mehr als 100 verschiedene Fertiggerichte hat die Firma SGS auf der Speisekarte – von Rinderrouladen über Hühnerfrikassee bis zum Seelachsfilet. Auf den Packungen ist Schuhbeck lächelnd und mit einer Pfeffermühle zu sehen. Er bürgt für die Qualität. Alle Rezepte soll der Münchner Starkoch persönlich abgenickt haben – Fertigessen und Edelgastronomie sind kein Widerspruch, lautet die Botschaft.

Die Kritik anderer Köche ficht Schuhbeck nicht an, und der Erfolg gab ihm lange recht: Die Produktion wurde kräftig erweitert, mittlerweile verlassen zehn Millionen Portionen jährlich die Halle in Laage. SGS zufolge wird alles mit ausgewählten Zutaten zubereitet. Das meiste komme aus der Region. Jetzt fühlt sich die Firma getäuscht, und zwar von einem Zulieferer aus dem Münsterland, in dessen Rindfleisch Anteile von Pferdefleisch entdeckt wurden.

Schuhbeck versucht, nicht in den Strudel des Skandals hineingezogen zu werden. In der „Bild“-Zeitung betont er: „Die Produkte, in denen Pferdefleisch gefunden wurde, stammen aus einer ganz anderen Linie.“ Auch SGS selbst bestätigt, dass bei den für die Marke Schuhbeck hergestellten Gerichten kein Pferdefleisch verarbeitet worden sei. Betroffen sind „Chili con Carne“ und „Spaghetti Bolognese“, die für Rewe produziert wurden.

Schuhbeck droht enormer Imageschaden

Sollte sich bei weiteren Labortests herausstellen, dass Schuhbeck-Gerichte betroffen sind, droht dem Starkoch ein riesiger Imageschaden. Der Firma „Schuhbecks Geniesser Service“ stehen ohnehin schwere Zeiten bevor, da Fertiggerichte im Zuge des Skandals in Verruf geraten sind. Und Schuhbeck dürfte sich jetzt Gedanken machen, ob er mit der Fertignahrungsproduktion auf das richtige Pferd gesetzt hat.

In der steilen Karriere von Schuhbeck, der sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet hatte, gab es bislang kaum Rückschläge. Zumindest eine Kooperation erwies sich rückblickend nicht gerade als Volltreffer: Schuhbeck kreierte für Müller-Brot einige Backwaren. Vor einem Jahr musste die Großbäckerei Insolvenz anmelden – im Zuge eines Hygieneskandals.

dapd

2013-02-18 14:36:55.0