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Traum-Finale Holland gegen Deutschland erwünscht

Traum-Finale Holland gegen Deutschland erwünscht

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Foto: WAZ FotoPool
Eigentlich haben die Physiotherapeuten Marco Greuel und Mikel Bol eine Gemeinschaftspraxis in Kevelaer. Doch während dieser Fußball-Weltmeisterschaft liegt eine gewisse Rivalität in der Luft. Am Eingang steht schon ein WM-Pokal mit der Aufschrift: „Für Holländer gilt: Nur gucken, nicht anfassen.“

Kevelaer. 

Mike, der Holländer, ist ja irgendwie selbst schuld. Am Abend vor dem Eröffnungsspiel der WM hat der Mann seine stattliche physiotherapeutische Praxis im Wallfahrtsstädtchen Kevelaer mit kleinen, oranjefarbenen Wimpeln frisiert – volle Kanne. Als Cheftherapeut-Kollege Mario, der Deutsche, dann morgens seine Arbeit aufnehmen wollte, war klar: Jetzt wird’s ernst. Und wenig später stand eine wunderschöne Kopie des WM-Pokals auf einem kleinen Söckelchen am Eingang: mit einem alles andere als dezentem Schriftzug: „Für Holländer gilt: Nur gucken, nicht anfassen.“

Reha-Sportler und Physio-Patienten haben sich daran gewöhnt, dass die Kursräume akkurat halbiert sind – auf der eine Seite die orangefarbene Deko, auf der anderen Seite die schwarz-rot-goldene. Wer sein Trainingsprogramm auf dem Ergometer oder Laufband abspult, ist umschlungen von orangefarbenen Riesenbannern – Mike ist da eher so ein holländischer Katsche Schwarzenbeck – gnadenlos – aber nur im Dekobereich natürlich. Als Physiotherapeuten sind Michael Bol und Mario Greuel ohnehin ein Team. Seit Jahren schon.

Bei der Nationalmannschaft

Was zur Folge hat, dass Mike, der Niederländer, und Mario, der Niederrheiner, inzwischen gemeinsam in Diensten des Deutschen Fußballbundes stehen (DFB) und die Herren-Fußball-Nationalmannschaft betreuen – die Beachsoccer-Nationalmannschaft. In Brasilien waren sie dabei – und haben mit ihren Jungs beim Kicken im Sand 9:4 verloren, nach Mexiko haben sie die „Strandkicker“ begleitet, Nigeria, England, Russland… „Wir brauchen nur noch einen Sieg im nächsten Turnier“, sagt Mike, „dann haben wir die Quali für die European Games 2015 in Baku geschafft“. Mario kontert: „Bis dahin kannste vielleicht auch alle Strophen.“ Damit meint er die Nationalhymne, denn, Mike der Holländer, steht natürlich im offiziellen schwarz-weißen DFB-Trikot mit der Mannschaft im Turniersand – und das heißt auch: Singen, wenn die Hymnen gespielt werden. Und leiden, wenn das Team verliert.

Mario Greuel hat selbst ein paar Jahre für die Beachsoccer-Nationalmannschaft gespielt, 2004 bis 2008, damals noch mit dem jetzigen Nationalcoach Nils Böringschulte zusammen. Und als die Sandkicker dann auch erkannten, dass eine physiotherapeutische Betreuung Sinn macht, ist Mario wieder ins Team zurückgekehrt – und hat seinen Partner Mike mitgebracht. Seit drei Jahren betreuen Michael Bol und Mario Greuel nun schon die deutsche Nationalmannschaft – wo immer sie gerade spielt auf der Welt. „Das ist eine Menge Arbeit. Aber es ist auch ein Privileg. Welcher Physiotherapeut wünscht sich nicht, das Nationalteam zu betreuen“, so Bol.

Großartig sind auch die deutsch-niederländischen Kabbeleien – da entwickeln die beiden Spielführer gerade wahrhaft beeindruckende Turnier-Qualitäten. Professionelle Einstellung, Einsatz, Spielfreude, Fachwissen, Motivation, da stimmt alles. Fähnchen, Wimpelchen, Banner, hup Holland hup…. „Wir lieben Sport. Und wir lieben den Fußball“, grinst Mario Greuel. „Da spielt der Pass keine Rolle.“ Jeder Spielzug der deutschen und niederländischen Mannschaft wird via SMS oder Whatsapp kommentiert – 50 Meldungen pro Spielzeit sind da völlig normal.

Das schönste Tor der Welt

Wobei, da sind sich die beiden medizinischen Betreuer einig, das schönste Tor, dass die Welt je gesehen hat, ist ein Beachsoccer-Tor. Kann man sich immer und immer wieder angucken auf Youtube: „Possibly the best goal ever“ – Spiel Deutschland-Brasilien 2013. Die Brasilianer, wie gesagt, haben deutlich gewonnen. Vor allem auch wegen dieser Nummer 8, Bruno Xavier, der lupft den Ball über drei gegnerische Spieler hinweg und zaubert ihn ins Tor – Wahnsinn.

Um nun mal einen kleinen Blick zu werfen auf die aktuelle Fußball-WM in Brasilien… „Deutschland“, sagt Mario. „Blödsinn. Holland.“ Sagt Mike. Nun mal langsam – beide können ja im Grunde erst im Endspiel aufeinander treffen. „Eben“, sagt Mario. „Deutschland gewinnt 2:1.“ „Klar“, sagt Mike. „Und Müller schießt das Tor…“ Und dann springt er auf und stolpert ein bisschen unbeholfen zwei Schritte weit. Mario ist verblüfft, Mike grinst: „Müller beim Freistoß!“