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Melanie Rossow schneidert für Pink-Double

Melanie Rossow schneidert für Pink-Double

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Nachrodt-Wiblingwerde. 

„Pink? Die Frau würde ich unheimlich gerne mal kennenlernen“, sagt Melanie Rossow aus Deierte. „Und ich würde gerne mal in ihren Garderobenschrank schauen“.

Das ist nun sicherlich ein etwas ungewöhnlicher Wunsch. Aber vielleicht ja auch nicht. Denn Melanie Rossow ist Schneidermeisterin, verfügt über ein eigenes Atelier in Deierte und stellt so ziemlich alles her, was an Bekleidung denkbar ist: Brautkleider, Abendgeraderobe, Mittelaltergewänder und Kinderkleidung. Soweit besteht also noch keine Verbindung zu dem Popstar Pink (oft auch „P!nk“ geschrieben). Die amerikanische Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Alecia Beth Moore heißt, verfügt nicht nur über eine eigene Band, über Tänzerinnen und Sänger, sondern natürlich auch über eine eigene und höchst eigenwillige Bühnenshow.

Die Auftritte der Amerikanerin möglichst originalgetreu zu kopieren, hat sich Vanessa Henning zum Ziel gesetzt. Sie ist Frontfrau der Coverband „Just Pink“, die ausschließlich die Lieder ihres Idols nachspielt und nach eigenen Angaben Europas größte und erfolgreichste Pink-Tribute-Show abliefert. Die zehnköpfige Formation trägt die Show des Weltstars auch zu denjenigen, die Pink – aus welchen Gründen auch immer – nicht hören konnten. Denn die Künstlerin füllt Hallen und ganze Stadien. Ihre Coverband begnügt sich dagegen schon mit kleineren Auftrittsflächen.

Während ihres rund zweistündigen Auftrittes zieht sich Pink mehrfach um. Für die Frontfrau der Coverband ist das daher ebenfalls ein Muss. Und auch die Bühnenoutfits müssen unbedingt mit dem des Stars übereinstimmen. Und da kommt dann Melanie Rossow ins Spiel. Denn sie ist für die Kostüme von Vanessa Henning zuständig. Nach entsprechenden Vorlagen kopiert sie das Pink-Outfit bis ins kleinste Detail. Allerdings muss es auf das singende Double angepasst werden, denn Vanessa Henning ist etwas kleiner als ihr Vorbild.

Melanie Rossow fertigt das Bühnenoutfit nach Fotografien. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt sie. „Denn in einigen Fällen ist die Künstlerin nur von vorn zu sehen. Da muss ich dann mehrere Muster anfertigen, um dem Original, welches ich ja nur zu Hälfte kenne, so nahe wie möglich zu kommen.“ Um ein einziges Bühnenkostüm fertigstellen zu können, sind rund sechs Anproben erforderlich. „Hinzu kommt, dass ich die Stoffe speziell anfertigen lassen muss“, erklärt die Schneidermeisterin. „Denn die müssen zum einen ganz erhebliche Belastungen vertragen und gleichzeitig auch gut sitzen.“ Der Stoff müsse sehr leicht sein und sehr gut passen, weil ihre Trägerin darin tanzen muss. Außerdem müssen die Kleidungsstücke so konzipiert sein, dass sie schnell gewechselt werden können. Während einer einzigen Show sei das bis zu acht Mal notwendig. Die jeweiligen Kostüme verfügen daher nur über eine einzige, kleine und nicht sichtbare Tasche, in die ein Funksender passt. Die hat Rossow in Absprache mit Henning angebracht. Muss sich die Sängerin während des Auftrittes umziehen, verbleibt dafür ein Zeitfenster von 60 bs 90 Sekunden. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne spielt die Band weiter. In der Zwischenzeit wird hinter der Bühne zunächst der Sender entfernt. Dann werden die Kleider gewechselt. Und schlussendlich wird der Sender wieder angebracht. „Das geht deswegen so schnell“, sagt Rossow, „weil ich die Kleider so genäht habe, dass ein schneller Wechsel möglich ist. Und da ich die Kostüme selbst hergestellt habe, weiß ich natürlich auch, wie so ein Wechsel am schnellsten funktioniert“.

Die Coverband tritt mit ausdrücklicher Genehmigung von Pink auf. Im vergangenen Jahr entsandte der Superstar sogar einen Gitarristen und die Bassgitarristin, um mit „Just Pink“ gemeinsam aufzutreten. Darüber hinaus stellte die Amerikanerin ihnen nach Abschluss der letztjährigen Tournee ihren gesamten Bühnenaufbau einschließlich aller Effekte zur Verfügung.

Mittendrin ist ganz Melanie Rossow. Sie steht zwar nicht auf der Bühne, aber dahinter. Dort sorgt sie mit ihrer Arbeit dafür, dass „vorne“ alles glatt läuft. Denn das achtmalige Umziehen während einer Show wäre für die Sängerin allein völlig unmöglich. Ein Taumjob für Rossow, die Kostüme entwerfen, sie anzupassen und auch noch anzulegen. Da ist es dann natürlich auch kein Wunder mehr, wenn sie gerne einmal in den Garderobenschrank der promionenten Sängerin blicken würde. Man sollte ihr die Daumen drücken. Vielleicht hat sie ja eines Tages einmal die Chance dazu.