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Ruhrgebiet wird bei Ärzte-Versorgung „diskriminiert“

Ruhrgebiet wird bei Ärzte-Versorgung „diskriminiert“

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Fit mit der WAZ Foto: Herbert Hötgen
Der Sozialverband VdK beklagt, dass das Ruhrgebiet zu wenig niedergelassene Ärzte zugewiesen bekommt, als andere Regionen in Deutschland. Zudem wirft der VdK der Bundesregierung vor, das Ruhrgebiet politisch gewollt schlechter zu versorgen. „Den Menschen wird ärztliche Versorgung vorenthalten“.

Essen. 

Das Ruhrgebiet wird diskriminiert!“ Die drastische Wortwahl stammt von einem Verband, der sonst nicht gerade für reißerische Aussagen bekannt ist: Der Sozialverband VdK, älteren Menschen noch als Kriegsopferverband bekannt. Es geht um die Ärzteversorgung in der Region, die nach Ansicht des Sozialverbandes nicht nur miserabel, sondern auch vom Bund politisch so schlecht gewollt ist. Denn das Ruhrgebiet (mit dem Kreis Wesel) ist – einzigartig in der Bundesrepublik – eine Sonderregion.

Diese Sonderregelung hat bittere Konsequenzen für die ärztliche Versorgung der Menschen im Revier. Teilen sich, laut Zulassungsrichtlinien, bundesweit 1671 Einwohner einen Hausarzt, sind es in der Sonderregion 2134 Menschen. Besonders drastisch sieht die Versorgungsquote bei den Orthopäden aus. Bundesweit kommt ein Orthopäde auf 14 101 Einwohner, im Ruhrgebiet müssen sich 22 578 Menschen einen Orthopäden teilen. Als einzige Großregion, so die VdK-Vertreter Horst Vöge, Raimund Bohsmann und Robert Walter, zähle das Ruhrgebiet schon jetzt in weiten Teilen zu den hausärztlich besonders schlecht ausgestatteten Regionen.

17 Wochen Wartezeit bei Psychotherapeuten

„Da werden Menschen kaputt gemacht, weil ihnen die ärztliche Versorgung vorenthalten wird“, schimpft Horst Vöge. Das gelte in ganz besonderem Maße für psychisch kranke Menschen. Nicht nur nach Einschätzung der Psychotherapeuten-Kammer Nordrhein-Westfalen bleibt das Ruhrgebiet eine Sonderregion mit einer besonders schlechten Gesundheitsversorgung. „In den Städten von Duisburg bis Dortmund dürfen zukünftig nur ein Drittel der Psychotherapeuten arbeiten, die in allen anderen Städten üblich sind. Das führt zu Wartezeiten von durchschnittlich 17 Wochen. Die Menschen hier müssen doppelt so lange auf einen Termin warten wie in anderen Großstädten“, kritisiert Vöge. Besonders bitter sei die Situation in Bottrop, wo psychisch Kranke im Schnitt 48 Wochen auf einen Termin warten. Schlusslicht im Revier.

Das wird sich bis 2017 nicht ändern, denn für das Ruhrgebiet, so hat es der gemeinsame Bundesausschuss über die Bedarfsplanung von Ärzten im Juli beschlossen, gelten bis 2017 Bevölkerungsdaten aus dem Jahr 1992. „Vollkommen veraltet“ schimpften Horst Vöge, Raimund Bohsmann und Robert Walter vom Kreisverband Niederrhein. „Von 1992 bis heute haben die zuständigen Stellen bereits 21 Jahre abgewartet. Und jetzt noch weitere fünf Jahre?“, fragt VdK-Geschäftsführer Robert Walter verärgert. In allen anderen Gebieten Deutschlands fand eine Fortschreibung nach neueren Daten statt. Nur im Ruhrgebiet nicht. Das sei fatal für die Zulassungszahlen für Ärzte.

VdK fordert wissenschaftliche Untersuchung der Situation im Ruhrgebiet

Deshalb fordert der VdK eine wissenschaftliche Untersuchung, wie die Situation im Ruhrgebiet tatsächlich aussieht. Und dabei solle bitte schöne eine feinere Justierung berücksichtigt werden. Denn vor allem die großen Städte im Ruhrgebiet weisen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auf. Der VdK nennt Kinderärzte als ein klassisches Beispiel. Während sowohl in Essen als auch in Duisburg sich viele Kinderärzte vor allem im „reichen Süden und in Stadtmitte“ niederlassen, gibt es die meisten Patienten in den „ärmeren nördlichen Stadtteilen“. Die Forderung des VdK: Die Zulassungsbezirke dürfen nicht mehr auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden, sondern müssten kleingliedriger werden, um eine bessere Steuerung der Arzt-Niederlassungen zu erreichen.