Der seit vier Jahren emeritierte Pfarrer Knud Drieling zieht nicht aus dem Pfarrhaus St. Ludger in Lünen aus. Der Kirchenvorstand erwägt deswegen eine Räumungsklage.
Lünen.
Er will einfach nicht raus aus dem Pfarrhaus: Der seit vier Jahren emeritierte Pfarrer Knud Drieling weigert sich mit aller Macht, aus dem Pfarrhaus St. Ludger in Lünen-Alstedde auszuziehen. Der Kirchenvorstand der Gemeinde denkt deshalb über eine Räumungsklage nach. Man kommuniziere bereits über Anwälte, heißt es.
Mit göttlichem Beistand allein scheint der Konflikt um das Pfarrhaus St. Ludger in Alstedde nicht lösbar: Der seit vier Jahren emeritierte Pfarrer Knud Drieling will nicht ausziehen, obwohl dort Begegnungsräume für die Gemeinde eingerichtet werden sollen.
Über eine Räumungsklage denkt daher der Kirchenvorstand der katholischen St.-Marien-Gemeinde nach. Diese Entwicklung sieht der leitende Pfarrer Clemens Kreiss mit „viel Bedauern und Hilflosigkeit“, wie er auf Anfrage dieser Redaktion sagt. Er hätte sich gewünscht, das Problem anders lösen zu können.
Keine Reaktion auf Wohnungsangebot
Der Kirchenvorstand habe Drieling noch im Januar zwei Wohnungen an der Gartenstraße angeboten – ohne Reaktion, wie Kreiss erklärt. Eine gesetzte Frist zum 31. Januar habe Drieling verstreichen lassen. Er selbst war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, sein Anwalt Axel Denkert berief sich auf das Mandatsgeheimnis.
Die Gemeinde sieht sich unter Druck. Das Gebäude mit jetzigem Pfarrzentrum und ehemaliger Kita an der Waldhöhe steht zum Verkauf. Es sei mit 575 Quadratmetern zu groß, die Bausubstanz sei alt und es verursache Kosten. Daher die Idee, diesen Komplex aufzugeben und einen neuen Treffpunkt in dem 200 Quadratmeter großen Pfarrhaus einzurichten.
Streit begann schon 2010
Schon 2010, als Knud Drieling in den Ruhestand ging, habe es eine Vereinbarung mit dem Bischöflichen Generalvikariat Münster gegeben, dass ihm die Dienstwohnung nicht weiter zustehe. Der Kirchenvorstand solle ihm bei der Suche nach einer neuen Bleibe helfen. Die Vorschläge hätten Drieling nicht gepasst, schildert Kreiss.
Kreiss sei damals als leitender Pfarrer erst kurz im Amt und optimistisch gewesen, eine Lösung zu finden. „Ich hatte immer gehofft, dass er die Notwendigkeit versteht, auch im Hinblick auf den Gemeindestandort“, so Kreiss. Im Juni 2014 habe Kreiss Knud Drieling persönlich gebeten, auszuziehen. Auch Kirchenvorstand und Pfarreirat stünden hinter ihm.
Anwälte sind eingeschaltet
Inzwischen kommuniziere man über Anwälte. Im offiziellen Messplan komme Knud Drieling seit Mitte November 2014 nicht mehr vor. „Wir sind immer noch an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, sagt Kreiss.
Das sieht auch Stephan Kronenburg, Sprecher des Bistums Münster, so. Doch die Gemeinde hätte alles unternommen, was machbar sei. Sollte Drieling nicht ausziehen, hätte sie keine andere Möglichkeit als zu klagen. „Wir unterstützen voll und ganz die Kirchengemeinde“, sagt Kronenburg.
Plan B ist der Umbau der Kirche
Die hat auch schon einen Plan B, falls Drieling trotz Räumungsklage den Auszug hinauszögern sollte: Dann werde die Kirche umgebaut und dort ein Pfarrheim eingerichtet, schildert Kreiss. Er selbst sei über die ganze Situation unglücklich: „Von meinem Berufsverständnis her passt das gar nicht zu mir.“