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Justiz hat nach Schwebebahnunfall Bahn-Monteure im Visier

Justiz hat nach Schwebebahnunfall Bahn-Monteure im Visier

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Schwelm - Schwebebahnunfall in Wuppertal Foto: Peter Fichte/ dpa
Einen Monat nach dem Schwebebahn-Unfall in Wuppertal glaubt der Betreiber WSW, die Ursache entdeckt zu haben. Die WSW lässt nun alle Züge technisch verändern. Auch für die Justiz haben die Erkenntnisse Konsequenzen: Die Ermittler nehmen nun Mitarbeiter der Schwebebahn-Werkstatt ins Visier.

Wuppertal/Essen. 

Die Erleichterung in der Stadtwerkespitze ist hörbar: Vier Wochen nach dem Schwebebahn-Unfall in Wuppertal sieht der Betreiber, die Wuppertaler Stadtwerke WSW, die Ursache aufgeklärt: „Die Vermutungen sind zur Gewissheit geworden: Der Absturz der Stromschiene der Wuppertaler Schwebebahn wurde durch einen defekten Stromabnehmer verursacht“, gab das Unternehmen jetzt bekannt. Restlos geklärt sei die Ursache allerdings noch nicht. Auch die Staatsanwaltschaft hat noch einige Fragen.

Es war am Abend des 18. Oktober, als ein Schwebebahnzug bei der Fahrt Richtung Oberbarmen hinter dem Bahnhof Kluse eine massive Stahl-Stromschiene auf einer Länge von 260 Metern aus dem Schwebebahn-Gerüst gerissen hatte.

Die tonnenschwere Schiene krachte in die Wupper, auf eine Straße und beschädigte zwei Autos. Zwei Menschen wurden verletzt. Der Zug mit 76 Fahrgästen hing für Stunden über der Wupper fest, die Feuerwehr musste die Menschen über eine Leiter befreien.

Falsch montierter Stromabnehmer hat Unfall verursacht

Jetzt lässt sich rekonstruieren, wie der Unfall geschehen sein muss. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Kluse hatte der Zug mit der Nummer 15 sehr wahrscheinlich mit dem Stromabnehmer die Stromschiene im Fahrgerüst in einen Kurve aus der Verankerung gerissen.

„Für uns steht das fest“, sagt WSW-Sprecher Holger Stephan. Grund dafür sei vermutlich ein Wartungsfehler, heißt es bei den WSW. Allerdings wundert sich Stephan, „dass der Zug zwischen Wartung und Unfall bereits 5200 Kilometer auf der Strecke unterwegs war – ohne dass zuvor etwas passierte“.

Bei den Stadtwerken werden nun alle 26 Triebfahrzeuge technisch verändert: „Die Sollbruchstellen der Stromabnehmer werden geschwächt“, erklärt Stephan. Im Fall des Falles soll künftig eher der Stromabnehmer abbrechen, als eine Stromschiene herunterkrachen.

Die Stromabnehmer drücken, wie auch bei herkömmlichen Bahnen, von unten mit Feder und Gelenk gegen die Stromschiene. In Kurven reduziert sich die Auflagefläche auf wenige Zentimeter. Bei dem Unglückszug hatte der Stromabnehmer den Kontakt zur Schiene ganz verloren und die Schiene seitlich aus der Halterung gedrückt.

Schwebebahn soll in spätestens drei Wochen wieder fahren

Während die Stadtwerke hoffen, dass die Schwebebahn in spätestens drei Wochen wieder in Betrieb gehen kann, sieht man bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal noch nicht alle Fragen geklärt. Zuletzt wurde zu den beiden bis dato bestellten Sachverständigen, ein spezieller Gutachter für Materialtechnik beauftragt.

Dessen Blick richtet sich vor allem auf die Halterungen der Stromschienen. Die sind im Zuge der Schwebebahn-Sanierung vor 15 Jahren ersetzt worden, von Stahl- zu Kunststoffmaterial. Somit sei noch nicht ausgeschlossen, dass bei dem Schwebebahn-Unfall womöglich zwei Ursachen zusammentrafen: ein falsch montierter Stromabnehmer und Schienenhalterungen, die nicht stabil genug waren.

Die Erkenntnisse zum Unfallhergang jedenfalls haben auch Auswirkungen auf die juristischen Ermittlungen; Vorwurf: fahrlässige Körperverletzung. „Bisher ermitteln wir gegen Unbekannt. Es ist möglich, dass sich die Ermittlungen nun gegen bestimmte Personen richten werden“, sagt Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal.

Konkret im Blick ist das Personal in der Schwebebahn-Werkstatt. Bei den WSW wird man die Ermittlungen abwarten. Sprecher Ulrich Stephan kündigt vorsorglich an: „Es kann sein, dass wir die Arbeitsabläufe in der Werkstatt überprüfen und ändern werden“.