Der Perseiden-Meteorschauer erreicht seinen Höhepunkt. Wo kann man gucken, spielt das Wetter mit – unsere Tipps für Hobby-Astronomen und Romantiker.
Ruhrgebiet.
Alle Jahre wieder um den 12. August herum stehen die Menschen nachts draußen und schauen sehnsüchtig in den Himmel: Es ist Sternschnuppenzeit. Jetzt im Sommer sausen die kleinen Lichtblitze in so großer Zahl über den Äther, dass man mit etwas Glück wirklich von einem „Schwarm“ sprechen kann. Aber was genau sind denn nun nochmal Sternschnuppen und wo sieht man sie am Besten?
Kometen, Meteore, Asteroiden – was sind denn jetzt überhaupt Sternschnuppen?
Sternschnuppen sind Meteore – nicht zu verwechseln mit den größeren Meteoriten. Kleine Staubpartikel, klein wie Sandkörner und noch kleiner, erklärt Dr. Enno Middelberg, Privatdozent am Institut für Astronomie der Ruhr-Uni Bochum: Irgendwann mal flog der Komet 109P/Swift-Tuttle (ziemlich großer Gesteinsbrocken) durch die Weltall-Gegend, in der sich die Erde zur Zeit befindet. Dabei hinterließ er kleine Partikel, die jetzt im All herumschweben wie die Abgaswolke eines alten Brummis. Und in diese feine Wolke rauscht die Erde in jedem August wieder hinein. Das Tempo ist so groß, dass die winzigen Stäubchen die Moleküle der Luft auseinanderreißen (ionisieren) – was das Leuchten hervorruft.
Woher der Name Perseiden?
Weil die Sternschnuppen – oder Meteorströme, Meteorschauer oder Sternschnuppenschwärme – aus dem Sternbild des Perseus zu kommen scheinen. Was natürlich eine optische Verzerrung ist, Eisenbahnschienen laufen schließlich auch nicht auf einen gemeinsamen Punkt am Horizont zu. Volksglauben halt, die Perseiden wurden schon 811 das erste Mal dokumentiert, weiß Middelberg. „Tränen des Laurentius“ wird der Schnuppen-Schwarm übrigens genannt, weil der Märtyrer zu der Zeit hingerichtet worden sein soll, als der Meteorschauer am Himmel zu sehen war.
Am besten, empfiehlt Astronom Middelberg, nicht ins Sternbild Perseus schauen, sondern 20 bis 40 Grad daneben. Dann nimmt das menschliche Auge die Sternschnuppen besser wahr. Dabei gilt die Faustregel – im wahrsten Sinne: Die Breite der Faust am ausgestreckten Arm entspricht ungefähr 10 Grad.
Wann kann man den Perseidenschauer am besten beobachten?
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, sobald es dunkel ist, in dieser Nacht werden die meisten Meteore pro Stunde erwartet. Die größte Dichte soll in den Stunden nach Mitternacht liegen. Middelberg empfiehlt: Je später, desto besser. Und das hat einen einfachen Grund: Dann sind die Sternschnuppen heller. Denn: Wie hell sie glühen, hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der die Staubpartikel aus dem Weltall auf die Erdatmosphäre treffen. In den Morgenstunden dreht sich die „europäische“ Seite des Planeten in die Flugrichtung. Dort ist das Tempo – im Verhältnis zum Weltraum – also höher. So wie das äußere von vier Pferden an einem römischen Streitwagen im Kolosseum immer schneller laufen musste als das innere.
Spielt das Wetter mit?
Jein. „Zu Beginn der Nacht ist der Himmel locker bewölkt“, sagt Thomas Kunze vom Wetterdienst Meteomedia. So locker, dass Sternschnuppen trotzdem gut zu sehen sind. Je später die Nacht, desto ungünstiger allerdings die Bedingungen: Von Südosten zieht ein recht großflächiges, aber einigermaßen leichtes Bewölkungsgebiet nach NRW. Auch dann wird der Himmel aller Voraussicht nach nicht völlig bedeckt sein – aber hohe Schleierwolken können die Sicht leider erschweren. Und gänzlich ausschließen kann der Meteorologe Regen leider auch nicht. Aber keine Sorge: Auch in den folgenden Nächten nach dem Maximum können noch bis zu 50 Sternschnuppen pro Stunde beobachtet werden. Und dann ist der Himmel überall klar – und warm ist es sowieso.
Was ist mit dem Mond?
Der stört zum Glück überhaupt nicht – es ist nämlich Neumond. Zwar erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, aber die Sichel ist so schmal, spendet so wenig Licht, das fällt zum Höhepunkt des Meteorschauers nicht ins Gewicht, sagt Kunze.
Wo sind die Chancen am besten?
Richtung Niederrhein und im Münsterland. Hier kommt das Wolkenfeld später in der Nacht an und ist auch nicht so dicht wie in den östlichen Landesteilen. Grundsätzlich gilt: Je dunkler der Ort, je weiter weg von störenden Beleuchtungsquellen – Stichwort „Lichtsmog“ – desto schöner die Aussicht auf die Sternenstaubpartikel. Also im Zweifel besser raus aus dem Ruhrgebiet.
Zum Beispiel?
Wer nicht aufs Land fährt, kann eine Halde erklimmen – erhöhte Aussichtspunkte verbessern deutlich die Sicht (Richtung Osten!). Folgende Halden sind zum Beispiel nachts unbeleuchtet: Halde Pattberg (Moers-Repelen), Halde Alsumer Berg (Duisburg), Halde Brassert (Marl), Halde Pluto (Herne) oder Halde Kissinger Höhe (Hamm). Leider strahlen die Lichter der Zivilisation auch Staubkörner in der Luft an. Erfahrene Sternschnuppenbeobachter sagen, dass Bäume seitliches Streulicht abfangen. Also: Lichtung suchen. Wer weiter fahren möchte und ein besonderes Ambiente sucht: Auf den Rheinauen in Bonn wird ein Public Viewing zum Himmelsschauspiel angeboten. (mit dpa)