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Gute Laune im Doppelpack

Zwillingsschwestern lieben es, Quatsch zu machen

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Foto: Jakob Studnar
Antonia und Frederike Coenen aus Bedburg-Hau finden es lustig, wenn sie verwechselt werden. Das passiert ihnen öfter, weil sie sich gern gleich anziehen. Manchmal denken sie sogar an dieselben Dinge.

Bedburg-Hau. „Unsere Lehrer verwechseln uns öfter“, sagen Antonia und Frederike. Das finden die beiden Schwestern aus Bedburg-Hau ziemlich lustig. Die zwölfjährigen Mädchen sind Zwillinge und gehen gemeinsam in die Klasse 6a des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Kleve. Antonia und Frederike mögen ihr Leben als Schwesternpaar, das sich zum Verwechseln ähnlich sieht. „Wir ziehen meistens die gleichen Sachen an“, sagt Antonia. „Vor allem die Oberteile“, ergänzt Frederike.

Geboren wurden die beiden am 3. September 2000, im Sternzeichen der Jungfrau, nicht der Zwillinge. Antonia kam zuerst zur Welt, eine Minute früher als ihre Schwester. Frederike war die kleinere von beiden, sie wog fast 500 Gramm weniger als Antonia. Heute ist es umgekehrt. Frederike ist schon 1,49 Meter groß, Antonia sechs Zentimeter kleiner.

Überraschung am Telefon

Ihre Mutter Sandra Coenen konnte sie schon immer gut auseinanderhalten. „Ich wollte sie, als sie klein waren, nicht gleich anziehen“, erinnert sie sich. „Das war für mich zum einen natürlich praktischer. Zum anderen habe ich aber auch von Anfang an gedacht: ,Jede hat ihren eigenen Charakter.’“

Heute hat sie am Telefon dennoch manchmal Probleme, die richtige Tochter zu identifizieren. „Wenn ich zu Hause anrufe, melden sich die Kinder mit ,Hallo, Mama’, weil meine Nummer auf dem Display erscheint“, sagt sie. Wenn sie dann „Hallo, Frederike“ entgegnet, kann es sein, dass ihre andere Tochter kichernd antwortet: „Aber ich bin doch Antonia!“

„Auch unseren Uropa haben wir immer veräppelt“, erinnern sich die beiden Zwölfjährigen, während sie am Esstisch in einen Berliner beißen. Antonia erzählt: „Wenn ich gesagt habe: ,Ich bin Frederike!’, dann hat er das geglaubt.“

Als Zwillingsschwestern besitzen Antonia und Frederike viele gleiche Interessen: Sie haben beide in der Grundschule Flöte und Klavier gelernt, sie voltigieren beide und haben die gleichen Lieblingsfächer (Sport, Englisch und Latein), ja sogar die gleichen Freunde.

„In Mathe schreibt mal Antonia eine Zwei und ich eine Drei, mal ist es andersrum. Aber auf dem Zeugnis haben wir immer die gleiche Note“, sagt Frederike und kichert. Antonia grinst breit. Sie wirken wie ein verschworenes Team, manchmal denken sie sogar im selben Moment an das gleiche Lied, die gleiche Begebenheit. „Letztens fing Antonia genau dann an, das Lied ,Call me maybe’ zu singen, als es mir auch gerade durch den Kopf ging“, erinnert sich Frederike.

„Die beiden haben einen unsichtbaren Draht“, sagt auch ihre Mutter. „Sie sind sehr eng miteinander verbunden. Trotzdem gibt es auch Unterschiede.“ Antonia traut sich mehr zu, ist mutiger. Frederike dagegen überlegt länger, macht sich mehr Gedanken. Einen Rückwärtssalto auf dem Trampolin im Garten traut sie sich zum Beispiel nicht zu — ihre Schwester Antonia schon.

Manchmal, nur ganz selten, will eine der beiden auch mal alleine sein. Zum Beispiel, um zu zweit mit einer Freundin zu spielen, ohne die Schwester. Doch an vielen anderen Tagen hängen sie wieder zusammen wie Pech und Schwefel. Ihren gemeinsamen Geburtstag feiern sie mit den Eltern, Opas, Omas, Onkeln, Tanten und Cousins. Mutter Sandra achtet allerdings immer auf eine Sache ganz besonders: Die beiden Mädchen bekommen immer zwei verschiedene Torten.

Zwillingsgeburten in NRW

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2011 2432 Zwillinge geboren. Ein Zwillingspaar kam dabei auf rund 56 Einzelgeburten. Nur 45 Mal kamen im gleichen Zeitraum Drillinge zur Welt. Vierlingsgeburten kamen sogar nur zwei Mal vor.

Zu Beginn der Datenerhebung im Jahr 1955 waren Zwillingsgeburten seltener: Damals stand ein Zwillingspaar noch rund 78 Einzelgeburten gegenüber.

Als Grund für die Häufung von Mehrlingsgeburten gelten Hormonbehandlungen und künstliche Befruchtung.