Schäuble löst Sudoku in Griechenland-Debatte – Ärger für ARD
Rechnen ist sein Job. Damit jedoch hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sicher nicht gerechnet: Während der Bundestag über neue Milliardenhilfen für Griechenland debattierte, fing ihn eine Kamera beim Sudoku-Spielen ein. Die Bilder liefen in der ARD-Tagesschau – nach Intervention des Bundestags sind sie mittlerweile aus dem Sender-Archiv gelöscht.
Essen.
Es geht um eine stolze Zahl: Am Montag debattiert der Deutsche Bundestag über ein neues Hilfspaket von 130 Milliarden Euro für das angeschlagene Griechenland – und winkt es schließlich durch. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat derweil ganz andere Zahlen im Kopf. Während Koalitionspartner Rainer Brüderle (FDP) am Rednerpult steht und für Zustimmung zur Finanzspritze wirbt, sitzt der Finanzchef leicht nach vorn gebeugt auf der Ministerbank – den Blick auf seinen Tablet-Computer gerichtet. Auf dem Bildschirm leuchten Zahlenfelder, die mit dem Pleitestaat so gar nichts zu tun haben. Der Minister spielt Sudoku, ein populäres Zahlenrätsel. Diese Szene zeigte die ARD am Montagabend in der Tagesschau.
Zu sehen jedoch sind die Bilder dort nicht mehr: „Wir haben die Szene aus unserem Archiv gelöscht“, sagt ein Sprecher des Fernsehsenders. Dazu bedurfte es nur eines kurzen Anrufs aus Berlin. Der kam direkt am Dienstag: „Die Pressestelle des Deutschen Bundestages hat darauf hingewiesen, dass es die Hausordnung des Bundestages verbietet, von der Tribüne aus Aufnahmen von den Unterlagen der Akteure im Plenum zu machen“, so die ARD. Wörtlich untersagt Paragraf sechs zum Thema Bild- und Tonaufnahmen die „unautorisierte Ablichtung persönlicher Unterlagen in der Weise, dass diese lesbar sind“. Der Sender reagierte umgehend: „Deshalb haben wir die Aufnahme nicht weitergegeben und verwenden sie auch nicht weiter.“
Gehirnwindungen trainieren
Während das Bundesfinanzministerium alle Anfragen zur Sache mit den Worten „Wir kommentieren das nicht“ abblockt, sorgt die Sudoku-Auszeit bei den Abgeordneten für ironische Bemerkungen: „Es ist wichtig, dass der Finanzminister seine Gehirnwindungen trainiert und Denksportaufgaben löst“, kommentiert etwa Finanzexperte Frank Schäffler von der FDP. Ob die Sudoku-Spielerei „der historischen Debatte angemessen“ war, glaubt er aber „eher nicht“. Obwohl Schäffler direkt nach Brüderle am Rednerpult stand, verurteilt er die geistige Abwesenheit Schäubles jedoch nicht: „Man muss auch die Kirche im Dorf lassen“, sagt er. Der Finanzminister mache ja auch einen stressigen Job.
Verständnis auf breiter Front aber erwartete Schäuble für seinen Moment der Entspannung wohl nicht. Denn anstatt den Tablet-Computer offen vor sich auf den Tisch zu legen, bediente er ihn mit halb herunter geklappten Deckel. Gegen Parlaments-Regeln verstoßen hat er damit allerdings nicht: Der Gebrauch von Laptops ist im Plenum zwar untersagt, aber „iPads und iPhones sind zugelassen“, kommentiert eine Sprecherin des Bundestags. Generell sei „alles erlaubt, solange es geräuschlos abgeht“ und im Umkehrschluss „alles nicht erlaubt, was Lärm macht“. Und für Lärm sorgte der Finanzminister mit seiner Sudoku-Auszeit ja erst hinterher.