Raser aufgepasst – Dieser Blitzer auf der A3 kann wandern
„Traffi Star“ soll zunächst den Unfallschwerpunkt auf der A3 bei Hilden entschärfen. Er hat viele Talente und kann sogar die Polizei rufen.
Mettmann.
Die Polizei sperrt die Autobahn 3 bei Hilden, Staus bilden sich bis Ratingen und bis in die Mittagszeit: Mittwochmorgen gegen viertel vor elf ist es wieder soweit, dass ein großer Unfall hier die Autofahrer in routinierte Duldungsstarre treibt.
Und zwar, weil sie die ausgebremste Gesamtlage gut kennen: Sagenhafte 411 Unfälle geschahen in dieser Baustelle in den vergangenen 13 Monaten, vor allem wegen hohen Tempos auf engen Spuren. Straßenverkehrsamtsleiter Bernd Schneeweiß spricht da nur noch von der „wandernden Gefahrenstelle“.
Im Tempo-60-Abschnitt aufgebaut
Ein neuartiger Blitzer soll spätestens von Freitag an dafür sorgen, dass es wieder weniger gefährlich zugeht. Der Prototyp schickt auch einen Notruf an die Polizei, wenn sich jemand an ihm vergehen sollte. Nur, dass Sie wissen . . .
Das Neue steckt in der furchtbaren offiziellen Bezeichnung „Semistationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlage“. Halb steht er und halb nicht? So ungefähr: Denn da die Baustelle zur Runderneuerung der A 3 langsam Richtung Süden wandert, wandert mit ihr auch der Gefahrenherd südwärts – da wäre ein fester Blitzer sinnlos. Ein mobiler Blitzer aber braucht immer zwei Leute Bedienung – das kostet.
Also hat Jenoptik diesen entwickelt: eingebaut in einen Autoanhänger, schleppt man ihn an den Straßenrand, fährt die Räder ein und die Klappen auf und kann blitzen lassen. Zunächst in Fahrtrichtung Köln und in dem Abschnitt, auf dem Tempo 60 vorgeschrieben ist.
1000 Verstöße im Monat erwartet
„Traffi Star S 350“ kann aber noch viel mehr: Kann mit seinen Laserstrahlen alle Fahrzeuge auf allen Spuren erfassen, wenn er auf dem Mittelstreifen steht; kann unterscheiden zwischen Autos, Lastern und Motorrädern, falls es unterschiedliche Tempolimits gibt. Alle drei Stunden schickt er einen Datensatz an Bernd Schneeweißens Straßenverkehrsamt. „Wenn Sie zu Hause ankommen, ist der Anhörungsbogen schon da“, sagt Landrat Thomas Hendele.
Ein Witz, natürlich; im wirklichen Leben rechnet er mit etwa 1000 Tempo-Verstößen im Monat. Und Gerrit Palm von Jenoptik erwartet, dass der halbstationäre Prototyp sich verbreitet: „Unsere Kunden haben immer wieder nach so etwas gefragt“ – Wanderarbeiten sind ja auch wirklich nichts Neues.
Ungefähr einen Tag in jeder Woche wird der Blitzer allerdings nicht da sein: Da er nicht am Stromnetz hängt, hat er Akkus – und muss tanken. Wie oft, hängt letztlich von den Fahrern ab: Je mehr er blitzen muss, desto schneller ist er erschöpft.