Markus Lanz verteidigt sich: „Hinter den Kulissen erzählen mir Politiker das komplette Gegenteil“
Bei Markus Lanz (ZDF) ging es am Donnerstagabend heiß her
Die Juristin Juli Zeh holte zur Medienschelte aus
Lanz schaltete in den Verteidigungsmodus und plauderte aus dem Nähkästchen
Es gibt diese Folgen bei Markus Lanz (ZDF), die plätschern einfach nur vor sich hin. Diesen Vorwurf kann sich die Talkrunde am Donnerstag jedoch nicht gefallen lassen.
Markus Lanz diskutierte leidenschaftlich mit seinen Gästen
Jens Spahn, Politiker
Michael Spreng, Journalist
Juli Zeh, Juristin und Schriftstellerin
Olli Dittrich, Schauspieler
über Schein und Sein in der Politik. Dabei fühlte sich MarkusLanz zwischenzeitlich so in die Enge getrieben, dass er sich zu einer Klarstellung genötigt sah. Dabei verriet er, was Politiker ihm hinter den Kulissen sagen.
Markus Lanz versucht, Jens Spahn in die Mangel zu nehmen
Im Fokus der Debatte stand Jens Spahn. Gerade erst hatte der Gesundheitsminister beim CDU-Parteitag eine ordentliche Figur abgegeben. 16 Prozent der Delegierten hatten für ihn abgestimmt – ein respektables Ergebnis.
Geschlagene 20 Minuten nimmt Markus Lanz den Politiker zu Beginn in die Mangel. Möchte wissen: Wie sehr hat ihn die Kandidatur von Friedrich Merz verärgert? Wusste Spahn von der Kandidatur Merz‘? Und wie steht es um die Freundschaft zwischen Spahn und Neu-Generalsekretär Paul Ziemiak?
Jens Spahn windet sich aus dem Fragenkorsett, gibt kluge Antworten, weicht aus. Er erklärt, dass er sonntags noch mit Friedrich Merz telefoniert hatte. Am Montag gab Angela Merkel dann bekannt, nicht mehr für den CDU-Vorsitz zu kandidieren. Ihn habe es verwundert, als Merz plötzlich seinen Hut in den Ring geworfen habe. Zuvor hätte er davon nicht gewusst. Groll hege er aber deshalb nicht gegenüber dem Parteikollegen Merz.
Doch genau darauf möchte Markus Lanzhinaus: War die Stimmung zwischen den Kandidaten Annegret Kramp-Karrenbauer, Freidrich Merz und Jens Spahn wirklich so harmonisch?
Spahn bejaht und betont, dass die Debatte frischen Wind in die Partei gebracht habe. So als hätte jemand die Fenster aufgerissen und ordentlich durchgelüftet.
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Juristin Zeh setzt zur Medienschelte an – Markus Lanz schaltet in den Verteidigungsmodus
Nun schaltet sich Juli Zeh, gerade erst zur Verfassungsrichterin in Potsdam ernannt, in die Diskussion ein. Für sie ist es ein Ärgernis, dass für die Post-Merkel-Ära katastrophale, ja gar apokalyptische Zustände gezeichnet wurden. Eine „Glanzstunde der Demokratie“ bezeichnet sie die Auseinandersetzung in der CDU, um dann zu einer Medienschelte anzusetzten.
„Herr Lanz will an den Punkt kommen, dass wir alle furchtbar verstritten sind und wir ein Protagonisten- und Antagonisten-Spiel haben“, prangert sie an.
In der deutschen Gesellschaft gebe es paradoxe Anforderungen an die Politk. Einerseits höre man allzu häufig, dass Politiker verstritten seien und Bündnisse wie die GroKo sich auflösen. Anderseits nähmen die Deutschen die Politik als langweilig wahr, die Politikverdrossenheit nimmt zu.
Markus Lanz: Politiker erzählen mir hinter den Kulissen das glatte Gegenteil
Die Aussage nötigt Markus Lanz offenbar dazu, seine harte Fragetaktik zu verteidigen: „Nur ganz kurz aus dem Nähkästchen geplaudert.“ Häufig erlebe er, dass Menschen in seiner Sendung eine Position vertreten „und dir erzählen, warum zum Beispiel auf gar keinen Fall Marokko ein sicheres Herkunftsland sein kann und dir dann hinter den Kulissen das glatte Gegenteil erzählen.“ Ihn ärgert die Widersprüchlichkeit: „Ich könnte glatt ein ganzes Buch darüber schreiben.“
Sein Job sei es, Menschen aus dem Tritt zu bekommen und zu ergründen, worum es wirklich geht. Der Versuch einer Rechtfertigung für das strenge Ausfragen von Jens Spahn zu Beginn der Sendung.
Dieser äußert sich und gibt ununwunden zu, dass es in der Politik auch um Machtkämpfe geht. Denn nur wer ein Amt inne habe, könne „bestimmen und gestalten.“
Lob für Sendung und Juristin Zeh
Das Gefühl, dass viele Deutsche nicht mehr wissen, wofür eigentlich Partei und Politiker stehen, bringt Comedian und Schauspieler Olli Dittrich auf den Punkt: „Die Politiker stehen nur noch für die eigene Karriere, so empfinden es viele. Ich merke es bei mir selber, irgendwann steigt man aus.“
Ausgestiegen sind am späten Donnerstagabend wohl wenige. Bei Twitter freuten sich zahlreiche Zuschauer über die lebhafte und kontroverse Diskussion. Thomas Matusche meint: „Zeh führt mit ausgezeichneter Analyse Lanz und die Medien klug vor, Lanz ist super angepisst,… super Sendung heute.“
Weitere Kommentatoren blasen in dasselbe Horn und loben die Schriftstellerin und Juristin Zeh: „Frau Zeh hat mit wenigen Sätzen mal eben das Niveau der Diskussion verdreifacht.“
Schon am Mittwoch war es in der ZDF-Sendung politisch, als Spiegel-Journalistin Melanie Amann und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) über die Gründe für die Niederlage von Friedrich Merz diskutierten. Ihre Thesen kannst du hier nachlesen.