Eine elementare Grundvoraussetzung für ein zivilisiertes Miteinander ist die Achtung des menschlichen Lebens. Tiere töten – Menschen sollten eigentlich bei der Konfliktlösung ein paar Entwicklungsstufen weiter sein. So gesehen befinden wir uns gerade auf dem Weg in die Barbarei: Vor ein paar Wochen haben US-Kampfbomber „aus Versehen“ mehr als 60 syrische Soldaten getötet; anschließend entschuldigte sich Präsident Obama lapidar. In Aleppo bringen mit russischer Unterstützung Assads Schergen täglich Menschen um. Zivilisten. Frauen. Kinder. Der Mensch ist nur noch ein Kollateralschaden.
Zu viele Machthaber haben das organisierte Töten als erfolgreiche Strategie erkannt, um ihre Interessen durchzusetzen. Das Leben anderer hat in ihren Kreisen keinen Wert mehr. Vor diesem Hintergrund wird gerade Weltpolitik betrieben. Vor diesem Hintergrund führen die USA und Russland einen Stellvertreterkrieg. Vor diesem Hintergrund hält China sich raus. Vor diesem Hintergrund agieren die Vereinten Nationen wie ein zahnloser Tiger.
Wenn jetzt noch die Kommunikationskanäle zwischen Moskau und Washington geschlossen werden, droht eine Eskalation ganz anderer Art: Was passiert eigentlich, wenn Amerikaner „aus Versehen“ Russen töten? Oder umgekehrt.
In dieser – im Wortsinne – unmenschlichen Situation einen Hoffnungsschimmer zu finden, fällt schwer. Ohne Vereinte Nationen, die über wirksame Werkzeuge verfügen, um das Völkerrecht und die Sicherung des Weltfriedens durchzusetzen, wird es sicher nicht gehen. Übermorgen wird der Friedensnobelpreis vergeben: Es wird immer schwieriger, in der Riege der Spitzenpolitiker einen würdigen Preisträger zu finden.