Für die Frau war der tägliche Gang zur Arbeit ein Albtraum. Verurteilte Mörder und Vergewaltiger zu bewachen ist eine Sache. Dass die Männer aber im Gemeinschaftsraum des Hochsicherheitsgefängnisses Ford Madison im US-Staat Iowa über Jahre Gewalt verherrlichende Filme mit Sexszenen sehen konnten, machte der Gefängniswärterin Kristine Sink die Arbeit zur Hölle.
Iowa City/USA (dapd). Für die Frau war der tägliche Gang zur Arbeit ein Albtraum. Verurteilte Mörder und Vergewaltiger zu bewachen ist eine Sache. Dass die Männer aber im Gemeinschaftsraum des Hochsicherheitsgefängnisses Ford Madison im US-Staat Iowa über Jahre Gewalt verherrlichende Filme mit Sexszenen sehen konnten, machte der Gefängniswärterin Kristine Sink die Arbeit zur Hölle.
Horrorfilme wie „Deranged“, in dem eine Frau in einer Szene geschlagen, vergewaltigt, gehängt und gehäutet wird, stachelten die Insassen regelmäßig an. Öffentliche Masturbation und sexuelle Belästigung, Sink hat es alles selbst erlebt. Als sie gegen das Problem vorging und die Filme kurzerhand abschaltete, beschwerten sich Häftlinge über sie, sprachen sogar Drohungen aus.
Sink heuerte 2003 als Wärterin im Gefängnis an, nachdem die Fabrik, in der sie vorher gearbeitet hatte, geschlossen worden war. Nach der Vorführung von „Deranged“ beschwerte sie sich erstmals 2007 bei der Anstaltsleitung, wollte erreichen, dass solche Filme nicht mehr gezeigt werden. Später kämpfte sie für ihre Versetzung. Vergeblich.
Stattdessen machten es ihr die Vorgesetzten offenbar extra schwer. Sie habe sich selbst in die unangenehme Situation gebracht, weil sie den Fernseher abgeschaltet habe, bekam sie zu hören. Als sich ein Insasse beschwerte, ihre Kleidung – eine gewöhnliche Uniform – sitze zu eng, musste sie sich nach eigenen Angaben vor dem Direktor umdrehen, damit er sie inspizieren konnte. Sie fühlte sich erniedrigt.
„Es ist unvorstellbar“
Kein privater Arbeitgeber würde vor Gericht solche Arbeitsbedingungen rechtfertigen können, sagt Sinks Anwältin Brooke Timmer. „Es ist unvorstellbar. Wenn ich es nicht selbst durchgemacht hätte, würde ich es nicht glauben“, sagt Sink.
Als sie nach Jahren schließlich Klage einreichte, ging alles dann ganz schnell. Seit Dezember hat sie einen Büroposten und keinen direkten Kontakt mehr zu den Häftlingen. Der Gefängnisleiter und sein Vorgänger standen für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.
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2013-01-08 15:49:56.0