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Katholische Soldaten diskutieren über Töten und Glauben

Katholische Soldaten diskutieren über Töten und Glauben

Katholische Bundeswehrsoldaten treffen sich derzeit in Berlin. Sie reden darüber, wie Töten mit ihrem christlichen Glauben vereinbar ist – und welche ethischen Anforderungen es für den Einsatz von Drohnen und den Verkauf von Kampfpanzern geben muss. Militärbischof Overbeck: Christliches Menschenbild kennt auch die Selbstverteidigung.

Berlin. 

Soldat zu sein und Christ – natürlich sei dies „ein Widerspruch“. Ist doch für die Religion das Töten eine Sünde, das letztlich jeder Soldat als mögliche Aufgabe für sich einkalkulieren muss. Doch diesen Widerspruch gelte es auszuhalten, sagte gestern Oberstleutnant Thomas Aßmuth, Vorsitzender des Katholikenrats in der Bundeswehr, in Berlin. „Schließlich verstecken wir unser christliches Bekenntnis nicht unter der Splitterschutzweste“. Vielmehr wollen sie gerade wegen dieses christlichen Bekenntnisses anders Soldat sein, die katholischen Bundeswehr-Angehörigen, die in dieser Woche in der Hauptstadt zu ihrem Jahrestreffen zusammenkommen. Sie wollen ihr Handeln nicht von einer technokratischen Sicht auf die Dinge bestimmen lassen, wie sie oft in der Armee präsent ist, sondern von ihrem christlichen Menschenbild. Ein Menschenbild, das, wie der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck betonte, sowohl das Recht auf Selbstverteidigung kenne, die im äußersten Fall auch das Töten einschließt, als auch die „unbedingt schützenswerte Menschenwürde“ jedes Einzelnen. „Auch ein Terrorist ist ein Kind Gottes.“

Ein Menschenbild, das die katholischen Soldaten und ihren Bischof derzeit mit Sorge auf die jüngsten Überlegungen des Verteidigungsministers blicken lässt, auch für die Bundeswehr unbemannte Kampfflugzeuge („Drohnen“) anzuschaffen. „Waffen sind nicht in sich ethisch schlecht, sie müssen aber verantwortlich ethisch genutzt werden“, stellte Overbeck klar. Da würden „die Probleme größer“, wenn es – wie bei den ferngelenkten Drohnen – „die Konfrontation des Personalen nicht mehr gibt“. Overbeck, der auch das Ruhrbistum leitet, bekräftigte seine Forderung, dass eine solche Anschaffung „auf einem hohen ethischen Niveau geprüft“ werden müsse. Dies gelte indes auch für den Verkauf von Bundeswehrwaffen, wie er zuletzt wieder mit Blick auf mögliche Panzer-Lieferungen diskutiert wurde, betonte Aßmuth. „Wir wollen einen Prüfkatalog entwickeln, um festzulegen, wann ein solcher Verkauf für uns vertretbar ist“, kündigte er für den Katholikenrat an, der den Militärbischof berät.

Katholische Kirche will geistliches und ethisches Rüstzeug für alle Soldaten bieten

Doch nicht nur mit Blick auf Politik und Waffen, sondern auch auf ihre Kameraden und Untergebenen bemühen sich die katholischen Soldaten einem besonderen ethischen Anspruch zu genügen: „Es macht schon einen Unterschied, nicht nur technokratisch auf einen Soldaten zu schauen, sondern ihn als Menschen wahrzunehmen, der Bedürfnisse hat und der Schaden nimmt, wenn man diesen nicht gerecht wird“, sagte Oberstleutnant Rüdiger Attermeyer, Vorsitzender der Gemeinschaft katholischer Soldaten. Immerhin: Gerade in der Wahrnehmung seelischer Nöte der Soldaten nach Auslandseinsätzen, sind nach Ansicht Overbecks „alle Verantwortlichen in den vergangenen Jahren deutlich sensibler geworden“. Es sei „klar geworden, dass ein Einsatz, auch wenn er nur einige Monate dauert, Einschnitte für das ganze weitere Leben bedeuten kann.“ Wie in anderen Bereichen der Militärseelsorge bewähre sich gerade in diesem Feld die ökumenische Zusammenarbeit, sagte Militärgeneralvikar Walter Wakenhut. Während sich die evangelischen Seelsorger vor allem um die Nachsorge nach traumatischen Erlebnissen kümmerten, böten die katholischen Einrichtungen den „lebenskundlichen Unterricht“ an. „Das ist keine Missionierung“, stellte Overbeck klar, „sondern geistliches und ethisches Rüstzeug für alle Soldaten“.