Essen.
Für einen symbolischen Euro kauft der österreichische Investor René Benko die angeschlagene Warenhauskette Karstadt. Der bisherige Eigentümer Nicolas Berggruen zieht sich komplett zurück und gibt das Kaufhausgeschäft mit bundesweit 83 Filialen ab. Auch von den Karstadt-Markenrechten trennt sich Berggruen.
Schon ab Anfang der kommenden Woche hat Benkos Signa-Holding in der Essener Konzernzentrale das Sagen. Erwartet wird eine scharfe Sanierung. Auch in der Hauptverwaltung in Essen drohen Einschnitte. „Es ist eigentlich eins vor zwölf für eine Sanierung“, sagt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. „Die Umsatzrückgänge müssen dringen gestoppt werden.“
Gewerkschaft und Betriebsrat fordern tragfähige Strategie für die Zukunft
Berggruen hatte Karstadt im Jahr 2010 ebenfalls für einen symbolischen Euro übernommen. Dem deutsch-amerikanischen Milliardär gelang es nicht, die Warenhauskette in die Gewinnzone zu führen. Die Gewerkschaft Verdi und der Karstadt-Betriebsrat fordern nun vom neuen Eigentümer Benko eine tragfähige Strategie für die Zukunft. „Das Hin und Her in den Managementkonzepten muss endlich ein Ende finden“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Es geht darum, die Standorte und die Arbeitsplätze und damit die Existenzen der Beschäftigten zu sichern und die Innenstädte durch die Karstadt-Häuser attraktiv zu halten.“
Seit Jahren gebe es eine Hängepartie bei Karstadt, wertvolle Zeit sei verspielt worden, kritisierte Betriebsratschef Hellmut Patzelt. „Es liegt jetzt am neuen Eigentümer, die nötigen Mittel bereitzustellen, damit die Karstadt-Häuser überleben können.“
Die Bundesregierung forderte den neuen Eigentümer Benko auf, die Interessen der 17 000 Beschäftigten bei der Sanierung angemessen zu berücksichtigen. Die Lage bei Karstadt werde „sensibel, aufmerksam und durchaus auch mit Besorgnis verfolgt“, erklärte ein Sprecher von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD).
Auch die Frage nach der Schließung unrentabler Häuser wird sich nach der Übernahme durch Benko neu stellen. Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl hatte bislang keinen Zweifel daran gelassen, dass vielen Filialen das Aus droht. Fanderl sprach „von mehr als 20 Häusern“.