Fotografen machen Bilder in verlassenem Haus – später wird ihnen klar, in was für einer Villa sie stehen
In NRW gibt es viele sogenannte Lost Places
Eine Gruppe aus dem Ruhrgebiet sucht sie auf und schießt Fotos von ihnen
Doch bei ihrem letzten Ausflug ist etwas schiefgelaufen
Düsseldorf.
Die Gruppe Ruhrpott Lost Place besteht aus drei Mitgliedern. Sie interessiert sich, wie der Name schon sagt, vor allem für eins: Lost Places, also verlassene Plätze. Das können Ruinen, Bauwerke, Freizeitparks sein. Dort machen sie Fotos, die sie anschließend auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichen.
So auch am Wochenende – doch dabei unterlief ihnen ein Fehler. Denn die Villa, die sie sowohl innen als auch außen fotografierten, ist eigentlich gar kein Lost Place. Sie steht in Düsseldorf und soll neue Eigentümer bekommen. Eine Immobilienfirma für gehobene Immobilien bietet das klassizistische Bauwerk aktuell für über 2,5 Millionen Euro zum Verkauf an.
Das Grundstück umfasst rund 3.300 Quadratmeter, hinter dem säulenüberdachten Eingangsbereich verbergen sich eine Schwimmhalle, eine Sauna und ein Gartenhaus, das so groß wie eine ganze Wohnung ist.
Die Bilder, die die drei Hobbyfotografen in dem Objekt geschossen haben, könnten nicht merkwürdiger sein: In den Bädern stehen noch die Kosmetikartikel der Vorbesitzer, eine Packung geöffnete Tempos liegt auf dem Fensterbrett, in den Schränken liegen Aktenordner. Sogar die Zahnbürsten der einstigen Bewohner stehen noch in einem Glas zwischen den Waschbecken.
Verlassene Villa in Düsseldorf: „Einbruch und kein Lost Place“
Um auch andere Hobbyfotografen an ihrem Erlebnis teilhaben zu lassen, veröffentlichen sie die Bilder anschließend in ihrer Facebook-Gruppe „Ruhrpott Lost Places“. Und dann dürfte ihnen schnell klargeworden sein, dass die Villa eigentlich kein Lost Place ist.
Darauf weist sie Facebook-Nutzer Carl L. hin. Er kommentiert die Bilder mit folgenden Worten: „Dann wäre es ja auch Einbruch und kein Lost Place“. Die Admins der Gruppe antworten: „Hausfriedensbruch, ist uns bewusst.“
Auch für eine weitere Facebook-Nutzerin steht fest: Diese Villa ist kein Lost Place. Sie schreibt: „Ich bin auch dafür, dass solche Plätze geschützt sind/werden, aber bewohnte Villen (die nur zum Verkauf stehen) sind für mich keine realen LP, sorry meine Meinung dazu. Trotzdem ist es eine sehr schöne Villa.“
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Urbexer droht den Hobbyfotografen: „Die Schlacht ist eröffnet“
Ein anderer Urbexer – die Abkürzung von Urban Exploring, also die private Erkundung von Lost Places – droht den drei Mitgliedern der Ruhrpott-Gruppe öffentlich. Er fertigt Screenshots der hochgeladenen Bilder an und droht, sie an die Immobilienfirma weiterzuleiten. Dazu schreibt er: „Die Schlacht ist eröffnet. das nächste Album online. Und nochmal: DIESE VILLA IST NICHT LOST!“
Die zuständige Immobilienfirma Robiné aus Düsseldorf sagte DER WESTEN, dass der Fall erst geprüft werde. Derzeit könne das Unternehmen keine weitere Informationen dazu preisgeben.
Das sagen die Admins der Ruhrpott-Gruppe
Gegenüber DER WESTEN beteuern die Admins der Gruppe, dass sie im Vorfeld recherchiert hätten, ob die Villa zum Verkauf steht oder jemandem gehört. „Wir haben nichts gefunden. Erst im Nachhinein haben wir Nachrichten bekommen, dass diese zum Verkauf steht.“ Auch vor Ort sei auf den ersten Blick nicht erkennbar gewesen, dass die Villa zum Verkauf steht. „Sie ist überwuchert und zugewachsen, man sieht, dass diese Villa keiner mehr pflegt“, schreiben die Ruhrpott-Urbexer unserer Redaktion.
Auf Kritik waren sie vorbereitet. „Die meiste Kritik geht von anderen Urbexer, die diese Location noch nicht begutachten konnten und nicht die ersten waren, die die Location veröffentlicht haben, aus“, denken die Drei. Sie empfinden die Villa trotz all der Kritik aber immer noch als „gelungenen Lost Place“ und wünschen sich, dass das Gebäude einen Käufer findet. Denn: „Die ersten Randalierer lassen nicht lange auf sich warten.“ (bs)