Paul wusste gar nicht recht wie ihm geschah. Von seinem Vater wurde der kleine Basketball-Fan im Phoenix-Trikot mit der Nummer 3 in Richtung E-Block hochgehalten wie eine Siegestrophäe. Die „3“ stand für den dritten Geburtstag, den der junge Mann am gestrigen Sonntag feierte. Von den Phoenix-Korbjägern erhielt er schon am Samstag Nachmittag einen 87:78 (38:36)-Sieg gegen den Bundesliga-Rivalen Telekom Baskets Bonn als Geschenk.
Nur eine von vielen Feierszenen nach einer Partie, die besten Unterhaltungswert hatte. Von den Fans vehement gefordert, machte sich Edward Seward auf dem Weg hinauf zum Heuboden. Hier stimmte der US-Center die traditíonelle Humba an. In solch gutem Deutsch, dass Geschäftsführer Oliver Herkelmann und Co-Trainer Steven Wriedt unten staunten. So wie 3003 Fans zuvor über Sewards Leistung hatte staunen können.
Bei seinem zweiten Einsatz nach mehrmonatiger Verletzungspause gab „Eddie“ seinem Team schon wieder ungemein viel Energie. „Das hat er vor seiner Verletzung getan und auch heute war er wieder stark“, sagte Phoenix-Coach Ingo Freyer über den Mann, dessen Unbeherrschtheit den Sieg im Hinspiel gekostet hatte. „Wir wollten uns den damals entgangenen Sieg unbedingt wiederholen, ich natürlich besonders“, freute sich Seward am Ende am meisten darüber, dass das Vorhaben ungesetzt werden konnte.
Am Anfang hatte es nicht unbedingt danach ausgesehen. Bei Phoenix fielen die Dreier nicht hinein, die Ring-Abpraller landeten meist bei Bonns zunächst dominierendem Center-Duo Chris Ensminger und Tim Ohlbrecht. Beide zusammen hatten am Ende 28 Rebounds in ihrer Statistik stehen. „Insgesamt haben wir 17 Rebounds mehr bekommen und dementsprechend öfter auf den Korb geworfen. Dass man mit solchen Werten ein Spiel verlieren kann, ist eigentlich unbegreiflich“, meinte Baskets-Trainer Michael Koch am Ende nach Studium der Statistik.“ Kurz darauf fand der Gästecoach aber doch eine Erklärung: „Wer 22 Mal den Ball hergibt, der wird bestraft.“
Die Phase der Bestrafung begann spät, war aber wirkungsvoll. Nach dem 67:65 (34. Minute) starteten die meist mit guter Zonenverteidigung operierenden Feuervögel den einzigen größeren Lauf in der Partie. Binnen drei Minuten bauten Mark Dorris, David Bell und Bernd Kruel die Führung auf 80:66 aus und gerieten danach nicht mehr ernsthaft in Gefahr.
„Es war eine unserer reiferen Leistungen“, fasste Ingo Freyer den Auftritt seiner Mannschaft am Ende zusammen. „Wir haben das Spiel auch ohne Runs und ohne eine gute Dreierquote für uns entschieden.“ David Bell traf zwar viermal von jenseits der 6,75-m-Linie, benötigte dafür aber zehn Versuche, Zygimantas Jonusas und Jacob Burschi, kämpferisch erneut ein Vorbild und einmal mehr der Mann für die spektakulärsten Aktionen, waren bei zusammen zehn Versuchen jeweils einmal erfolgreich.
Dass es auch so reichte, begeisterte alle. Nicht nur den kleinen Paul am Vortag seines dritten Geburtstages. Nur die rund 1500 Baskets-Fans freuten sich nicht mit.