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Die Ära Paul Schockemöhle

Die „Ära Schockemöhle“

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Foto: imago sportfotodienst

Er gehört zu den besten Springreitern der Welt, und einer seiner Rekord ist bislang unerreicht: Paul Schockemöhle wurde heute vor 27 Jahren zum ersten Mal Europameister – der erste Erfolg von dreien in Folge.

Mühlen ist eine kleine, verschlafene Bauernschaften im Oldenburger Münsterland, die fast so viele Pferde wie Einwohner hat. Bezeichnend. Nichtsdestotrotz hat Mühlen auch schon die große weite Welt des Internets entdeckt. Gleich unter der Kirchengemeiden und Pfarrheim steht auf der Homepage der Menüpunkt Schockemühle. Wahrlich sind die Schockemöhles eine Attraktion in dem Dorf. Die Gebrüder Alwin und Paul sind zwar nicht direkt in Mühlen geboren, aber durch ihre Erfolge im Reitsport haben sie den Ort weit über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. So steht auf der Internetseite: „Wenn Alwin und Paul Schockemöhle sich dem Reitsport zuwandten, so kam das nicht von ungefähr, denn schon ihr Vater Aloys war ein Pferdenarr und selber begeisterter Reiter.“

Wobei „zuwenden“ wirklich noch untertrieben ist, könnte man doch auch ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen von „dominieren“ sprechen. Denn zwischen 1960 bis 1984 bestimmten die Brüder Alwin und Paul das Geschehen im deutschen Springreiten. Unter anderem auch am 13. September 1981 – aber dazu später mehr.

Der acht Jahre ältere Alwin Schockemöhle machte sich 1955 einen Namen im deutschen Springreiten, als er auf „Marsalla“ in München Fritz Thiedemann mit seinem berühmten „Meteor“ erst nach dem fünften Stechen unterlag. Mit eben jenem Thiedemann holte Alwin Schockemöhle 1960 in Rom seine erste Olympische Goldmedaille. In Mexiko-City 1968 gewann er die Mannschafts-Bronzemedaille. Erst bei Olympia 1976 in Montreal holte Alwin Schockemöhle das ersehnte Gold im Einzel.

Unerreicht

Zusammen mit Bruder Paul gewann Alwin in Montreal auch Bronze mit der Mannschaft. Es war eine kleine Wachablösung bei den Brüdern, denn fortan sorgte vermehrt Paul Schockemöhle für die Erfolge in der Familie. Heute vor 27 Jahren wurde Paul Schockemöhle mit seinem erfolgreichsten Pferd „Deister“ zum ersten Mal Europameister. 1983 und 1985 wiederholte er diesen Erfolg. Diese Leistung, dreimal hintereinander Europameister zu werden, ist bislang unerreicht. Zwölf Jahre lang war Paul ununterbrochen in den Top-Ten der Weltrangliste und sammelte noch zahlreichen Erfolge bei den „Preisen der Nationen“.

Auf seinem Gestüt in Mühlen formte Paul Schockemöhle, der ganz nebenbei auch eins der erfolgreichsten privaten Speditionsunternehmen in Deutschland aufbaute, weitere siegreiche Springpferde, die Olympische Medaillen gewannen und auf internationalen Turnieren Erfolge erlangten.

Neben Hans Günther Winkler auf „Halla“ und Ludger Beerbaum, der seine Karriere auf dem Gestüt von Paul Schockemöhle begann, gehören die Schockemöhles zu dem Besten, was der deutsche Reitsport bislang hervorgebracht hat.

Fader Beigeschmack

Momentan steht das Springreiten allerdings in keinem guten Licht – auf jeden Fall im Westen Deutschlands. Der Doping-Fall um Christian Ahlmann bei den Olympischen Spielen in Peking wirft noch immer seine Schatten. Der in einer Salbe vorhandene Wirkstoff Capsaicin sollte die Beine von Ahlmanns Wallach „Cöster“ empfindlicher machen.

Auch Paul Schockemöhle wurde Anfang der 1990er Jahre hart kritisiert, weil er seine Pferde durch das so genannte Barren zu höheren und weiteren Sprüngen über die Hindernisse antrieb. Heute ist das Barren geächtet und verboten. Privat gelangte der Springreiter Mitte der Neunziger in negative Schlagzeilen. 1996 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt und musste 22,6 Millionen Mark Steuern nachzahlen.

Trotzdem ist die Gemeinde Mühlen stolz auf die Brüder, so heißt es auf der Internetseite weiter: „Die Gebrüder Alwin und Paul Schockemöhle haben dafür gesorgt, dass der Heimatort Mühlen immer eng mit ihren Namen verbunden blieb, und somit wurde der Ort durch die Erfolge der beiden in der ganzen Welt bekannt.“