Am Anfang waren immer die Engländer und die Schotten – zumindest wenn es um Länderspiele geht. Am 27. März 1871 maßen sich die beiden größten Nationen des Vereinigten Königreichs im ersten Länderspiel der Rugby-Geschichte. Schottland hat auf jeden Fall gewonnen, über das Endergebnis streiten die Experten noch heute.
Als die Schotten erstmals gewillt waren, die Engländer zum Kräftemessen im Rugby einzuladen, gab es ein großes Problem: In Ermangelung eines Verbands gab es keinen zuverlässigen Adressaten für die Einladung.
Also setzten die Schotten am 8. Dezember 1870 eine Annonce ins Londoner Magazin „Bell’s Life“. Und tatsächlich: Rund dreieinhalb Monate später machten sich 20 englische Rugbyspieler auf den Weg in den nördlichen Teil des Vereinigten Königreichs. Es war die Geburtsstunde des Rugby-Klassikers schlechthin und die Grundlage für das heute so traditionsreiche „Six Nations“.
Dass es überhaupt zu einer eigenen Sportart mit dem Namen Rugby kam, war das Ergebnis von Streitigkeiten bei der Gründung der englischen Football Association (FA), des ältesten Fußballverbands der Welt, im Jahr 1863. Einige der Gründungsclubs verließen die FA wieder, als bei den Regeltagungen das Beinstellen zum Unterbinden eines Laufs mit dem Ball in den Händen keine Aufnahme in die Regeln fand – das Tragen des Balles war wohlgemerkt auch bei den Fußballern noch durchaus für einige wenige Jahre gestattet.
Die Fußballverweigerer gründeten deshalb im Januar 1871 die Rugby Football Union. Namensgeber der Sportart war die Stadt Rugby, wo die Gründungsversammlung stattfand. Konsequenterweise gehörten der ersten, damals noch 20 Spieler umfassenden englischen Nationalmannschaft gleich zehn Rugbeyans an, also Studenten aus Rugby.
Die Resonanz auf das große Bruderduell war groß: 4000 Zuschauer sollen das Match auf dem Sportfeld Raeburn Place in Edinburgh verfolgt haben. Über das genaue Resultat sind sich die Experten indes bis heute uneins. Manches Geschichtsbuch weist einen 1:0-Sieg der Schotten aus, andere sprechen von einem 3:1 oder 4:1-Sieg. Der Grund für die anhaltende Unklarheit: Eine Wertung war damals lediglich dann erzielt, wenn der Versuch durch die Erhöhung bestätigt wurde. Dies gelang lediglich den Schotten einmal durch Angus Buchanans „Try“ und die anschließende Conversion von W. Cross.
Bei je einem weiteren Versuch der Schotten und ihrer Gegner misslang die Erhöhung, weswegen die Punkte damals nicht gezählt wurden, von akribischen Rugby-Historikern heute indes in ihrer Rückschau mitgezählt werden.
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