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Christian Ahlmann sucht neues Spitzenpferd

Ahlmann testet Nachwuchspferde in Dortmund

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Foto: WAZ FotoPool
Nach seiner Dopingsperre kämpft sich Springreiter Christian Ahlmann zurück an die Weltspitze. Beim Hallenturnier in Dortmund testet er viele jungen Nachwuchs-Pferde.

Marl. 

Mit hängendem Kopf trottet der Schimmel Cöster gemächlich über den Hof, neben ihm sein bester Freund: ein Minipony. Cösters Fell ist lang, die Augen ein wenig trüb. Dass dieser Wallach einmal ein Weltklasse-Springpferd war, ist nur schwer vorstellbar. Doch auf Cöster gewann der Springreiter Christian Ahlmann aus Marl zahlreiche Preise; wurde Europameister, holte Bronze bei Olympia und der Weltmeisterschaft 2006.

Beim Internationalen Hallenturnier „Signal-Iduna-Cup“ in Dortmund an diesem Wochenende setzt Ahlmann allerdings auf den Nachwuchs, denn seit 2008 – das Jahr in dem Ahlmann wegen Dopings vom Verband gesperrt und für zwei Jahre aus allen deutschen Kadern ausgeschlossen wurde – ist Cöster Rentner und genießt sein Leben auf den Marler Wiesen.

Und Christian Ahlmann ist seither auf der Suche nach einem neuen Ausnahmepferd. Eines, das ihm in den nächsten Jahren wieder internationale Medaillen bescheren könnte. Das eine außergewöhnliche Sprungkraft besitzt, das Instinkt und Charakter hat. So wie Cöster. Nur in wenigen Sportart sind Athleten wohl abhängiger von ihrem „Sportgerät“ als beim Reiten. „Wir arbeiten mit Lebewesen, da wird man jeden Tag vor neue Aufgaben gestellt. Das ist nicht wie beim Tennis oder Golf“, sagt der 36-Jährige. Und kaum einer weiß das besser als er.

Im vergangenen Oktober passierte das, wovor viele Reiter und Pferdebesitzer Angst haben. Calvados Z, ein neunjähriger Schimmelhengst, der im Besitz von Ahlmanns Mäzenin Marion Jauß war und in den der Reiter all seine Hoffnungen gesetzt hatte, verstarb völlig unerwartet beim Weltcup-Turnier in Oslo. Herz-Kreislauf-Versagen. „Das war das Härteste, was ich bis dahin erlebt hatte“, erzählt Ahlmann, den die Erinnerung an das Ereignis noch immer aufwühlt. „Calvados Z war ein riesengroßer Hoffnungsträger. Man weiß ja, wie selten es vorkommt, dass man so ein wertvolles Pferd hat.“ Besitzer, Pfleger und Reiter waren nach diesem Schlag gleichermaßen geschockt. Bei der jahrelangen Arbeit entstehe eine enge Bindung zwischen Pferd und Mensch, sagt Ahlmann „Manche werden zu Familienmitgliedern. So wie Cöster. Den geben wir nicht mehr ab.“

Natürlich war Calvados Z nicht das einzige Talent im Stall, auf das Ahlmann in den letzten Jahren und Monaten gesetzt hat. Unter seinem Sattel gehen täglich hoffnungsvolle Vierbeiner, von denen sich auch manche anschicken, Ausnahmepferde zu werden. Und natürlich wiegt neben dem ideellen Verlust des Pferdes auch der wirtschaftliche. Je erfolgreicher ein Tier ist, desto mehr steigert sich sein Wert.

Spitzenpferd Taloubet Z

„Nicht selten ist es so, dass Besitzern das Risiko zu groß ist, dass dem Tier etwas passieren könnte. Dass aus einer Million Euro ganz schnell null werden. Deshalb verkaufen sie es lieber. Andere wollen es behalten und mit ihm Erfolg haben.“ Auch Ahlmann geht in seinem täglichen Leben als Züchter und Trainer viele Risiken ein. Auf seinem Hof in Marl hat er zu Spitzenzeiten bis zu 100 Pferde stehen. Darunter viele Jungpferde, die angeritten werden. Obwohl es wirtschaftlich klüger wäre, die Pferde mit guter Abstammung schon als Fohlen zu verkaufen, bildet er sie lieber selbst aus und überzeugt sich von ihrem Talent. Doch Ahlmann kann sich nicht nur auf seinen Instinkt bei der Zucht und Ausbildung verlassen. Auch er ist abhängig von seinen Gönnern. Sein aktuelles Spitzenpferd Taloubet Z gehört zum Gestüt Zangersheide in Belgien und wurde ihm zur Verfügung gestellt. Das Gestüt ist das Zuhause seiner Freundin Judy-Ann Melchior. Dort ist der Hengst momentan im Deckeinsatz.

Ob ein Tier das Zeug zu einem Spitzenspringpferd hat, zeigt sich erst nach einigen Jahren. Die Sprungkraft und das Sprungvermögen sei bei vielen vorhanden, aber erst wenn das Pferd zu 100 Prozent gefordert werde und die Abläufe im Parcours schneller sind, „dann trennt sich die Spreu vom Weizen“. Die Besten seien aber ganz oft die sensiblen, die komplizierten, die außergewöhnlichen. „Sie sind sehr vorsichtig, zögern beim Sprung. Wenn solche Pferde einmal eine schlechte Erfahrung machen, wollen sie nicht mehr“, erklärt Ahlmann.

Dass er ein sensibler Reiter ist, hat er vor vielen Jahren auf Cöster bewiesen. Und er wird auch Taloubet an den Spitzensport heranführen. Im April will der Marler mit ihm beim Weltcup-Finale in Leipzig starten. Und zeigen, dass er zurück ist. Mit einem Pferd der Kategorie Cöster. Related content