Fußball-Rekordmeister FC Bayern tourt acht Tage durch China. Der Klub will sich als Global Player präsentieren – trotz strapaziöser Vorbereitung.
München.
Der erste exotische Ort, den Pep Guardiola als Trainer des FC Bayern München mit seinem Team zu Marketingzwecken besuchen musste, hieß Regen. Tief im Bayerischen Wald hatte der katalanische Fußball-Lehrer im Juli 2013 seinen ersten Auftritt für den FC Bayern. Der Gegner im Testspiel war ein Bezirksligist, als Sitz für den Trainer diente eine Bierbank.
Von Global Players und E-Commerce war damals im Bayerischen Wald eher weniger die Rede. Beim FC Bayern, erzählte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge stolz, könne Guardiola – anders als bei der Konkurrenz in Manchester oder Barcelona – die Saison methodisch ohne störende Showtournee durch ferne Zeitzonen vorbereiten. Im Sommer 2014 musste Guardiola mit seiner Elf durch die USA touren. Am Donnerstag bricht er mit dem FC Bayern nach China auf.
Acht Tage lang werden die Bayern durch China reisen, Showspiele gegen den FC Valenica in Peking, Inter Mailand in Shanghai und gegen den lokalen Klub in Guangzhou bestreiten. „Wir kommen spät, aber wir kommen mit Volldampf“, sagt Rummenigge heute zum Aufbruch des deutschen Meisters nach Fernost. Erst seit zwei, drei Jahren bemühen sich die Bundesligaklubs mit Nachdruck, Fans und Sponsoren in der Ferne zu gewinnen. Zwölf deutsche Bundesligisten flogen in der vergangenen Winterpause nach Übersee, die Deutsche Fußball-Liga hat sogar einen Fonds bereitgestellt, um die Vereine mit Zuschüssen zum Reisen zu animieren.
Manchester United machte den Anfang
Englische Klubs wie Manchester United aber begannen vor gut 20 Jahren, Fanmagazine auf Thailändisch zu produzieren und ihre Klubs auf Tournee nach Miami und Malaysia zu schicken. Heute generiert die Premier League mit den Auslandsrechten ihrer Fernsehübertragungen jedes Jahr rund 800 Millionen Euro. Die Bundesliga wird in der Saison 2015/16 voraussichtlich 140 Millionen einzunehmen. Das ist eine Steigerung von 100 Prozent gegenüber der Vorsaison und ungefähr so viel wie die italienische und spanische Liga auf dem Feld verdienen.
Nun gilt abzuwarten, ob das globale Interesse am Spitzenfußball nationalen Ligen mittelfristig wirklich helfen kann – oder sie zerstört. Die Erfahrung aus anderen Branchen, etwa der Autoindustrie, lehrt, dass sich immer nur die Spitze der Unternehmen global etabliert. Und wenn die Menschen von Peking bis Pittsburgh dann über die digitalen Medien immer nur die Besten sehen wollen, Bayern, Barca, Manchester United, wäre es zwangsläufig, wenn es für diesen globalen Markt dann eine wöchentliche internationale Liga mit nur noch jenen Besten gibt.
FC Bayern hat Vertrag mit Chinas Staatfernsehen
„90 Millionen Bayern-Fans“, will Jörg Wacker, der Vorstand des FC Bayern für Internationalisierung, in China gezählt haben. Gerade haben die Bayern einen Vertrag mit dem chinesischen Staatsfernsehen abgeschlossen, wo ab sofort wöchentlich eine Bayern-Sendung läuft. Trainer Pep Guardiola versteht auch, dass „heutzutage ein Verein um die Welt reisen muss, um sich zu repräsentieren, das ist kein Problem“.
Auch bei der Vorbereitung im Bayerischen Wald war schließlich nicht alles einfach: In die Umkleide des FC Bayern hatten die Helfer des TSV Regen ein Blech selbstgebackenen Schokoladenkuchen gestellt. Guardiola war sauer: Seine Profis sollten keinen Kuchen vor einem Match essen!