Maurice fährt mit dem Rollstuhl von Hannover nach Gibraltar
Maurice Eschen ist 24 Jahre alt und möchte sich den Traum erfüllen, aus eigener Muskelkraft nach Gibraltar zu reisen. Er wird dabei durch die Niederlande, Belgien, Frankreich und über die Pyrenäen nach Spanien fahren. Und das alles in seinem Rollstuhl.
Münster.
Seit seiner frühesten Kindheit sitzt Maurice Eschen wegen einer Entwicklungsstörung im Rollstuhl. Das hat ihn aber nie daran gehindert, etwas mit seinen Freunden zu unternehmen oder Hobbys zu haben. Im Gegenteil. Der 24-Jährige liebt es, Sport zu machen und spielt unter anderem Rollstuhl-Basketball beim Universitätssportclub UBC Münster. „Ich kann alles machen, was ich möchte. Manche Dinge muss ich nur etwas anders machen als andere“, sagt er. Zum Beispiel nach Gibraltar fahren. Dieses Ziel möchte er im Sommer mit nur zwei Dingen erreichen: seinem Rollstuhl und seiner Muskelkraft.
Eigentlich wollte der junge Abenteurer nach Key West reisen, um von dem südlichsten Punkt der USA aus nach Kuba blicken zu können. Ein Traum, den er schon seit zehn Jahren hat. „Ich war 14 Jahre alt, als ich den Ort auf einem Poster gesehen habe, und der Ausblick hat mich total gefesselt“, erzählt Maurice. Weil er sich diesen Trip aber finanziell nicht leisten kann, hat er sich stattdessen Gibraltar als Ziel seiner Reise ausgesucht – das britische Territorium am Südzipfel der Iberischen Halbinsel. „Von dort aus kann ich bei gutem Wetter zumindest Afrika sehen“, sagt er und lacht. Hindernisse gibt es für Maurice nicht – nur Herausforderungen.
Tägliches Training
Um sich auf seinen 3000 Kilometer langen Weg in den Süden vorzubereiten, fährt der 24-Jährige momentan Tag für Tag. „Ich quäle ihn dann schon mal über die Baumberge und zurück nach Münster und ich muss ganz deutlich sagen: er schlägt sich wacker“, sagt sein Coach. 1200 Trainingskilometer und spezielle Übungen für die Kräftigung seiner Oberarme hat Maurice bereits hinter sich. „Jetzt muss ich nur noch ordentlich Kondition aufbauen“, sagt er. Immerhin ist er ab Mitte Juli zehn Wochen lang unterwegs.
Beginnen wird er seine Reise in Hannover. Dort hat Maurice vier Jahre Journalistik studiert. Wie seine Heimat Münster, durch die er ebenfalls fahren wird, ist die niedersächsische Stadt eine wichtige Station in seinem Leben gewesen. Nach diesen Orten mit persönlichem Bezug wird Maurice die Niederlande und Belgien durchkreuzen. Er wird in Frankreich durch die Vorstädte von Paris fahren und über die Pyrenäen nach Spanien rollen. „Für jeden Tag habe ich mir 50 Kilometer vorgenommen. Ich muss aber noch das Wetter und die Straßenbedingungen vor Ort abwarten“, sagt er. Vor allem ab Nordspanien könnte beides schwierig werden.
Wegen der Hitze wird nachmittags nicht gefahren
Da es dort im Juli und August voraussichtlich sehr heiße Tage geben wird, wollen Maurice und sein Team morgens und abends unterwegs sein. Nachmittags nicht. Dass sie sich in der Zwischenzeit die Städte anschauen, bezweifelt der 24-Jährige. „Ich glaube nicht, dass ich zum Sightseeing noch die Energie haben werde.“ Wenn er sein Pensum schaffen sollte, wird er eher am Ende seiner Reise ein paar Tage ausspannen oder auf dem Rückweg Zwischenstopps einlegen.
Seinen Heimweg wird der 24-Jährige auch nicht im Rollstuhl, sondern in einem gemieteten Wohnmobil antreten. Darin wird Maurice mit seinem Team während der Reise auch schlafen, duschen und kochen. Ob er sich bei seinem Abenteuer besonders ernährt? „Nicht wirklich. Nur Bananen und Energie-Riegel, die müssen auf jeden Fall mit.“ Ansonsten zählen Handschuhe zu seinem Pflichtgepäck. Und zwar Fahrradhandschuhe und Spülhandschuhe aus Gummi. „Die kosten wenig und geben den richtigen Grip“, erklärt er. Und Schwielen an den Händen kann er bei seinem Vorhaben nun wirklich nicht gebrauchen. (dpa)