Alkoholtester werden in Frankreich auch für Urlauber Pflicht
Wer mit seinem Auto oder dem Motorrad in den Frankreich-Urlaub fährt, muss ab Sommer einen Alkoholtester mit sich führen. Andernfalls droht nach einer Übergangsfrist ab dem1. November ein Bußgeld. Experten bemängeln die Zuverlässigkeit der Pusteröhrchen.
Essen.
Frankreich-Urlauber aufgepasst: Wer mit Auto oder Motorrad nach Paris, in die Bretagne oder an die Côte d’Azur fährt, muss vom Sommer an einen Alkoholtester mit sich führen. Dies sieht eine Gesetzesnovelle vor, die am 1. Juli in Kraft tritt. Erst nach einer viermonatigen Übergangsfrist werden ab dem 1. November Geldbußen über elf Euro fällig. „Die Maßnahme ist Teil des Kampfes gegen den Unfalltod auf Frankreichs Straßen“, sagt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums. Im Jahr 2010 verunglückten bei Verkehrsunfällen 3994 Menschen tödlich, bei 31 Prozent dieser tödlichen Unfälle war Alkohol im Spiel (Deutschland: 3648, davon 9,4 Prozent).
Die englische Presse läuft Sturm gegen die Pläne
Gesetzlich vorgeschrieben sind so genannte „Alkohol-Schnelltester“, die Pusteröhrchen werden hauptsächlich in Supermärkten, Apotheken und Drogerien angeboten, der Preis liegt nach einer Presseerklärung des Elysée-Palastes bei bis zu zwei Euro. Das französische Verkehrsministerium legt Autofahrern nahe, sich aus Kostengründen Test-Sets mit mehreren Röhrchen ins Handschuhfach zu legen.
Teile der englischen Presse prangern den obligatorischen Alkoholtester à la française bereits als üble Bestrafung harmloser britischer Urlauber an. „Zuerst die Warnweste und das Warndreieck, und nun der Alkoholtester“, schwadroniert etwa die „Daily Mail“. Kritiker der Neuregelung weisen nicht nur daraufhin, dass die vorgeschriebenen Pusteröhrchen nicht unbedingt verlässlich sind. Außerdem würden viele Autofahrer nicht berücksichtigen, dass sie erst 20 bis 30 Minuten nach dem letzten Schluck Bier benutzt werden sollten. So lange brauchen Bier, Bordeaux und Cognac, bis der Alkohol im Blut und in der Atemluft angekommen ist.
ADAC hält sich mit Urteil zurück
Der Markt hält eine verwirrende Fülle digitaler Alkoholtester bereit. Nach Angaben eines in Deutschland führenden Herstellers kosten zuverlässige digitale Geräte, die vom Standard her denen der Polizei entsprechen, rund 200 Euro.
Der ADAC hält sich mit einem Urteil zurück. Die Gesetzesänderung in Frankreich sei in erster Linie für die einheimischen Fahrer gedacht und keinesfalls eine Touristen-Schikane, betont eine Sprecherin. „Die Praxis wird zeigen, ob Autofahrer in Frankreich in Zukunft weniger trinken.“
Die französische „Liga gegen die Gewalt auf Straßen“ hält die verbindliche Einführung der Alkoholtester für völlig unzureichend. Ihre Präsidentin Chantal Perrichon fordert schärfere Verkehrskontrollen – „vor allem an Wochenenden, in der Nacht und in der Nähe von Bars und Diskotheken“.