Die relativ kleine Zechenkolonie an der Ziethenstraße in Lünen steht exemplarisch für den frühen Werkswohnungsbau im Revier.
Lünen.
Auf der Themenroute 19 der „Route Industriekultur“ sind 13 bedeutsame Siedlungen beschrieben. Insgesamt führt die Liste 51 Werkssiedlungen auf.Eine typische Kolonie – 52 Häuser in gleicher Gestaltung reihte Ende des 19. Jahrhunderts die Harpener Bergbau-AG in Lünens Süden an der Ziethenstraße aneinander. Die Bergarbeiter ihrer Zeche Preußen sollten hier mit ihren Familien Unterkunft finden. In den schlichten Ziegelbauten konnten jeweils vier Familien untergebracht werden, aber die Stadt Lünen erlaubte nur drei. Auf der Rückseite der Häuser befinden sich die ehemaligen Stallgebäude, an denen ursprünglich seitlich Toilettenhäuschen angebaut waren.
Parallel zum Bau der Siedlung trug die Harpener Bergbau-AG zum Ausbau der örtlichen Infrastruktur bei. Die Stadt Lünen hatte sie nämlich verpflichtet, die Folgekosten des Siedlungsbaus zu tragen. So musste die Harpener Bergbau-AG zum Beispiel für den Bau von Schulen und sogar für die Unterhaltung einer Polizeistation inklusive des Gehaltes für den Polizeisergeanten Zahlungen leisten.
Da die Wohnungen kaum modernisiert worden waren, zeichneten sich Siedlung und Wohnumfeld an der Ziethenstraße lange durch einen niedrigen Standard aus. Studenten der Fachhochschule Münster konnten jedoch in einem Entwurfsseminar 1984 nachweisen, dass sich die Bausubstanz mit relativ geringen Veränderungen den heutigen Wohnbedürfnissen anpassen ließe. Der geringe Modernisierungsaufwand und das öffentliche Interesse am Erhalt der Siedlung führten schließlich zu einer umfassenden Sanierung der Häuser ab 1989 durch die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG).
Siedlung der Preußen-Zechen
Die Harpener Bergbau AG beschäftigte auf ihren Preußen-Zechen im Jahr 1897 etwa 1000 Bergleute. Jedem Wohnhaus ist auf der Rückseite, hinter einer Gasse, ein Stallgebäude zugeordnet. Bis in die 1950er Jahre befanden sich zum Beispiel draußen an der Stallgasse die Plumpsklos, jeweils eines für zwei Familien.
Der Errichtung der Kolonie folgte der Bau zahlreicher öffentlicher Institutionen: evangelische Pestalozzi-Schule (1902), katholische Wilhelmschule/heute Overbergschule (1903/04), katholische Kirche „Heilige Familie“ (1903/04), evangelische Preußenkirche (1907/08). Ab 1905 besaß die Siedlung eine Straßenbahnanbindung nach Lünen und Dortmund. Geschäfte, Wirtshäuser, eine Apotheke und der Friedhof entstanden im gleichen Zeitraum.
Quelle: www.route-industriekultur.de
„Route Industriekultur“ – die 51 schönsten Zechensiedlungen im Ruhrgebiet:
- Siedlung Eisenheim
- Siedlung Stemmersberg
- Siedlung Grafenbusch
- Siedlung Ripshorster Straße
- Siedlung Lohberg
- Siedlung Wehofen
- Dichter-Viertel
- Siedlung Hüttenheim
- Margarethen-Siedlung
- „Beamtensiedlung“ Bliersheim
- Siedlung Rheinpreußen
- Siedlung Johannenhof
- Kolonie Meerbeck
- Siedlung Repelen
- Alt-Siedlung Friedrich-Heinrich
- Siedlungen Niederberg – Alte und Neue Kolonie
- Siedlung Mausegatt
- Siedlung Karnap
- Margarethenhöhe
- Altenhof II
- Siedlung Brandenbusch
- Siedlung Carl Funke
- Gartenstadt Hüttenau
- Kolonie Friedlicher Nachbar
- Siedlung Dahlhauser Heide
- Siedlung Lange Riege
- Walddorf-Siedlung
- Cuno-Siedlung
- Kreinberg-Siedlung
- Siedlung Vogelsang
- Zechensiedlung „Neustadt“ Ahlen
- D-Zug-Siedlung Rünthe
- Victoria-Siedlung
- Siedlung Ziethenstraße
- Bergarbeiter-Wohnmuseum
- Müsersiedlung der Zeche Gneisenau
- Bergbaubeamtensiedlung Neu-Asseln
- Alte Kolonie Eving
- Siedlung Oberdorstfeld
- Kolonie Landwehr
- Siedlung Teutoburgia
- Dreieck-Siedlung Hochlarmark
- Flöz Dickebank
- Vittinghoff-Siedlung
- Siedlung Klapheckenhof
- Siedlung Schüngelberg
- Siedlung Spinnstuhl
- Gartenstadt Welheim
- Siedlung Zweckel
- Siedlung Fürst Leopold
Quelle: www.route-industriekultur.de