Wattenscheid.
Die Fußballprofis Leroy Sané und Kerem Demirbay drücken ihm die Daumen, der Essener Rapper KC Rebell ist „stolz“ auf seinen Cousin. Seine Kumpels stehen hinter ihm, wenn Agit Kabayel in Monte Carlo (Monaco) zu seinem größten Kampf antritt. „Die sind ganz eng dabei“, sagt der 25-Jährige. „Wir stehen zueinander.“
Der Wattenscheider (16 Siege, 13 durch K.o., keine Niederlage) muss heute (22.30 Uhr/MDR) den EBU-EM-Titel im Schwergewicht verteidigen – gegen „Bad Boy“ Dereck Chisora. Witali Klitschko musste gegen den Briten im Februar 2012 immerhin über volle zwölf Runden gehen, um seinen WM-Titel zu behalten.
Doch wer ist der 108-Kilogramm-Koloss mit dem erlesenen Freundeskreis? Er ist „einer von hier“: In Leverkusen geboren, zieht Kabayel mit vier Jahren um nach Essen-Kray und später nach Wattenscheid, wo er noch heute wohnt. Beim Bochumer Verein Rot-Weiß Leithe spielt er Fußball, kickt mit dem Wattenscheider Sané auf dem Bolzplatz. Mit 14 Jahren fängt er mit dem Boxen beim BC Essen-Steele an. Kabayel macht eine Ausbildung zum Gleisbauer, jobbt als Türsteher. Er kämpft sich hoch, lernt als Sparringspartner von Tyson Fury und Anthony Joshua. Im Februar 2017 bezwingt die Nummer 13 des Weltverbandes WBC die belgische Hoffnung Herve Hubeaux. Kabayel gehört zu Europas Spitze.
Und könnte am Samstag daraus stürzen, im schönen Monaco, im legendären Casino de Monte Carlo.
Chisora will Kabayel „zerstören“
Unter Druck fühlt sich der Profi des Magdeburger Boxstalls SES nicht. „Ich bin der Champion und er der Herausforderer – auch wenn man sagt, die erste Titelverteidigung ist die schwerste.“
Die Vorbereitung mit Trainer Sükrü Aksu in Hamburg sei gut gelaufen. Chisora (26 Siege, 18 K.o., sieben Niederlagen) ist Kabayels größte Herausforderung. Selbst wenn der 33-Jährige bereits gegen Ausnahmeboxer wie Klitschko sowie David Haye und Tyson Fury im Ring stand.
„Mein Gegner ist ein junger, hungriger Champion, aber ich werde ihn zerstören“, tönt Chisora. Für seine Provokationen ist der Ex-Europameister bekannt. 2012 ohrfeigte er beim Wiegen Witali Klitschko.
Davon will sich Kabayel nun aber nicht beirren lassen. „Ich bin auf seine Stinkereien eingestellt, im und außerhalb des Ringes. Was er mal war oder was er ist, muss mir egal sein“, sagt er. Einen Plan B hat Kabayel nicht. „Den brauche ich nicht.“