Düsseldorf.
Für das letzte Interview am späten Montagabend musste sich Florian Neuhaus ein rotes T-Shirt aus der Kabine holen. Das durchgeschwitzte weiße Nadelstreifentrikot mit der Rückennummer 6 hatte Fortuna Düsseldorfs Ausgleichstorschütze zuvor an seinen Bruder verschenkt. Niklas Neuhaus (13) war extra fünf Bahnstunden aus München angereist, um das Zweitliga-Debüt seiner brüderlichen Gladbacher Leihgabe in der Düsseldorfer Arena zu sehen. Nach dem unterhaltsamen 2:2 (1:1) gegen den Vorjahresdritten Eintracht Braunschweig durfte sich der 20-jährige Neu-Fortune wie der Punktretter fühlen.
Fortuna-Joker Neuhaus: „Es hätte für mich schlechter laufen können“
“Es hätte für mich schlechter laufen können, es waren auch ein paar grobe Fehler in meinem Spiel drin”, erklärte Neuhaus durchaus selbstkritisch. Hängen blieb bei den 25 500 Zuschauern, die sich am Montagabend bestens unterhalten fühlten, allerdings der von Lukas Schmitz prima vorbereitete Treffer zum 2:2. Neuhaus strahlte und ließ so die Gedanken an den unrühmlichen Ausstand bei 1860 München endgültig hinter sich. In den Relegationsspielen Ende Main gegen Jahn Regensburg hatte der Landsberger das einzige Löwen-Tor markiert. Was letztlich die Sechziger nicht mehr vor dem Sturz in die Regionalliga Süd bewahren konnte.
Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel lobte am Montagabend ebenso wie seine Gladbacher Leihgabe nicht bedenkenlos. “Wir hatten viel Licht und Schatten und müssen uns sicher noch steigern”, bemängelte Funkel. Und nahm da vor allem sein streckenweise fehlerhaftes Mittelfeld in die Pflicht. “Nervös und hektisch”, nannte der Trainer leichte Ballverluste. Gerade die Routiniers wie Adam Bodzek und Oliver Fink, der nach einem Zusammenprall mit Braunschweigs 1:1-Torschütze Baffo mit Kopfschmerzen ausgewechselt werden musste, erwiesen sich als nicht sattelfest.
Die Gäste unterstrichen ihre spielerische Klasse mit einem großartig herausgespielten 2:1, das der Schwede Christoffer Nyman vollendete. Doch der einstige Torjäger von Meister IFK Norrköping stand beim Torschuss im Abseits. Pech für Fortuna: In der 2. Bundesliga wird der Videobeweis nicht angewendet, sonst hätte das Tor sicher nicht gezählt.
Außenverteidiger Nico Gießelmann nahm es sportlich. “Das Ding hat Braunschweig super herausgespielt, da hatten wir nicht viel zu verteidigen”, erklärte der Neuzugang aus Fürth, der mit André Hoffmann und Kaan Ayhan die Dreierabwehrkette bildete. “Ich finde, das System kommt uns entgegen”, lobte Lukas Schmitz, der links wie auch rechts Jerome Kiesewetter offensiver agierte.
Insgesamt bewies die Fortuna mehr Vorwärtsdrang als in vielen Spielen der vergangenen Saison. Der Anhang honorierte es mit starker Unterstützung. Da zollte auch Braunschweigs Cheftrainer Torsten Lieberknecht Lob: “Das Spiel wurde hier von einer Superstimmung getragen, das ist nicht selbstverständlich.”