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Muss man Oliver Kahn jetzt mit Häme überschütten? Nein!

Muss man Oliver Kahn jetzt mit Häme überschütten? Nein!

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Legende beim FC Bayern: Oliver Kahn. Foto: firo
Oliver Kahn hat sein neues Projekt vorgestellt: Goalplayer. Dabei hat er etwas übertrieben. Aber wir sollten unsere größten Sportstars nicht verspotten. Ein Kommentar.

Essen. 

Natürlich hat Oliver Kahn übertrieben, das ist ja gar keine Frage. Er kann nicht auf seinem Facebook-Account fünf Tage lang einen Countdown herunterzählen und so tun, als ob mit der Enthüllung seiner nächsten Aufgabe Deutschlands Fußballgeschichte umgeschrieben werden müsste — und dann kündigt er nur ein Start-Up an, das Torhüter fördert. Die Leute, ob Fan oder nicht, fühlen sich veräppelt, wenn der einstige Welttorhüter über die semantischen Unterschiede zwischen den Begriffen „Torwart“ und „Torspieler“ doziert. Er kümmert sich um Torhüter, Ende, Aus. Ein Angebot für gezieltes modernes Torwarttraining ist nichts Anrüchiges. Aber auch nichts, was schlaflose Nächte bereitet, wenn man nichts davon weiß.

Muss man deshalb Oliver Kahn mit Spott und Häme überschütten? Er, der in seinem Leben nur für zwei Klubs gespielt hat, Karlsruher SC und FC Bayern München, war immer ein Mann fürs Extreme. Er hat Eric Cantonas Kung Fu Sprünge in der Bundesliga eingeführt, BVB-Stürmern in den Hals beißen wollen und beim Torjubel in Hamburg Eckfahnen zum „Weitermachen“ aufgefordert. Dieser Mann macht keine halbe Sachen. Erst recht nicht, wenn es um seine Berufung geht: das Torwartsein. Nochmals die Frage: Muss man deshalb Oliver Kahn mit Spott und Häme überschütten?

Wo sind die Typen? Da steht einer

Manchmal wünscht man sich, dass die Spielergeneration von heute etwas verrückter wäre als Reus (Fahren ohne Führerschein) oder Kruse (Verlustängste beim Pokerspiel). Alle schreien immer landauf und landab: Wo sind die Typen im deutschen Fußball? Da steht einer, Oliver Kahn — und wird deshalb und nur deshalb niedergemacht. Weil er etwas übertrieben hat, ja. Weil er auf Marketing-Leute reingefallen ist, stimmt. Weil Social Media ja nix für Leute jenseits der 40 ist…

Ach Leute, hört doch auf. Freuen wir uns doch, dass Kahn etwas Lustiges liefert. Er ist doch der Titan… Stattdessen sind wir alle gut darin, unsere größten Sportstars einen Kopf kürzer zu machen. Damals Boris Becker und Lothar Matthäus. Heute Oliver Kahn. Mir gefällt das nicht.

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