Ex-BVB-Star Julio Cesar kann sehr locker sein. Im Revierderby gegen Schalke 04 am Freitag will er die Dortmunder aber kämpfen sehen. Wir haben uns mit dem Brasilianer unterhalten.
Köln.
In der nicht rauchfreien Lobby eines Kölners Hotels erscheint er in stilvoll teurem Schwarz und ein paar Minuten zu spät. Einige Themengebiete sind damit bereits abgestochen. Im Gespräch mit JulioCesar , der mit Borussia Dortmund den Weltpokal, die Champions League und zwei deutsche Titel gewann, ging es aber auch um das am Freitag beim BVB anstehende immergrüne Revier-Derby. Schwarz-Gelb gegen Königsblau.
Herr Cesar, interessiert Sie, was über Sie gedacht wird?
Julio Cesar: Ja, natürlich.
Viele Menschen denken: Das war der Brasilianer mit den schicken Klamotten.
Cesar: Ich liebe einfach schöne Kleidung. Und schöne Autos!
Noch mehr Menschen denken: Das war der Brasilianer, der die verspätete Rückkehr aus dem Urlaub in die Bundesliga eingeführt hat.
Cesar: Okay. Ich war fünf Jahre Spieler in Frankreich, fünf Jahre Spieler in Italien, fünf Jahre Spieler in Deutschland. Aber ich bin eben Brasilianer. Ich komme ein bisschen spät. Andererseits habe ich immer sofort mein Scheckbuch herausgeholt und die Strafe bezahlt. Überall. Pünktlich.
Das Ruhrgebiet gilt noch immer als Region der Arbeit. Sie waren trotz der Urlaubsverlängerungen sehr beliebt. Wie haben Sie das geschafft?
Cesar: Das weiß ich nicht. In Deutschland wird wirklich hart auf Pünktlichkeit geachtet. Ich glaube aber, heute haben brasilianische Spieler diese Mentalität verstanden.
Eine Erklärung für Ihre Beliebtheit könnte sein: Auf dem Platz haben Sie Ihre Arbeit kämpferisch erledigt.
Cesar: Ja. Die meisten Brasilianer spielen lieber.
Am Freitag steht das Derby an. Da wäre eher der Cesar-Brasilianer gefragt.
Cesar: Das waren schon immer harte Spiele. Für das Publikum ist das toll. Und für mich war die Atmosphäre auch immer etwas Besonderes. Das war alles anders als bei Spielen gegen die Bayern oder gegen Bremen. Im Kopf musste es stimmen. Du musstest kämpfen. Du musstest gewinnen.
Muss man, um dem emotionalen Druck eines Derbys ertragen zu können, eine gestandene Spielerpersönlichkeit sein?
Cesar: Ja. Ich denke, ja.
Die Dortmunder Mannschaft, in der Sie gespielt haben, war eine Mannschaft, in der nur solche Spielerpersönlichkeiten standen. Die Elf heute ist jung.
Cesar: Das könnte gerade gegen Schalke ein Problem sein. Das ist ein besonderes Spiel. Das sind besondere Bedingungen.
In Deutschland wird aber vom Stil dieses jungen BVB geschwärmt. Glauben Sie, dass dieses Team so groß werden kann wie die Mannschaft der neunziger Jahre?
Cesar: Man muss noch ein bisschen abwarten. Auch diese BVB-Mannschaft könnte eine Ära begründen. Die vielen jungen Spieler müssen aber erst auch noch viele internationale Spiele machen. Bei uns hatten Jürgen Kohler, Matthias Sammer, Kalle Riedle, Andreas Möller oder ich schon riesige internationale Erfahrung. Jetzt muss Dortmund Meister werden und danach diese Erfahrungen sammeln.
Kann der BVB auch nicht Meister werden?
Cesar: Elf Punkte ist die Borussia in der Tabelle vorn. Ich denke, die Chance auf den Titel ist groß. Ich habe nur Angst, dass die Mannschaft vielleicht auch mal zwei Spiele verliert und dann ihre gute Mentalität einen Knacks bekommt.
Beobachten Sie Schalke?
Cesar: Schalke? Nein. Ich schaue mir alle Spiele der Borussia in Brasilien auf dem Fernseher an. Aber was passiert in Schalke? Sie müssen das doch besser wissen.
Grob zusammengefasst: Felix Magath ist weiterhin Trainer, die Mannschaft steht auf Platz elf, 25 Punkte hinter dem BVB.
Cesar: Felix Magath ist trotzdem ein guter Trainer.
Bei ihm hätten Sie nicht zu spät kommen dürfen.
Cesar: Ottmar Hitzfeld war beim BVB auch streng. Aber ich habe eben immer gut gespielt.
Sie waren locker.
Cesar: Ja, aber heute wäre das sicher so nicht mehr möglich.
Ist es nur gut, dass es heute so nicht mehr möglich ist?
Cesar: Man muss sich als Spieler auf den Fußball konzentrieren. Natürlich. Vielleicht sechs Stunden am Tag, beim Training. Aber wenn ich dann nach Hause komme, dann muss ich etwas anderes haben. Ich muss shoppen, ins Restaurant gehen, in die Disco. Egal. Man muss sich selbst ein bisschen locker machen.
Gut. Eine lockere Frage. Wie geht das Derby aus?
Cesar: Ich möchte, dass die Borussia gewinnt.
Noch eine lockere Frage: Haben sie auch als Spieler schon geraucht?
Cesar: Nein, ich bin wirklich nur immer zu spät gekommen.