Duisburg.
Jogginghose, Lederjacke, buntes T-Shirt. Abdelkarim tritt am Freitagabend im gewohnten Aufzug vor die Zuschauer der Rheinhausenhalle in Duisburg. Ungewohnt ist die Nähe zum Zuschauer, die der mittlerweile weit übers Ruhrgebiet hinaus bekannte Comedian von Anfang an zeigt.
Für ihn ist der Auftritt in der Rheinhausenhalle offensichtlich in vielerlei Hinsicht ein Heimspiel. „Willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands“, ruft Abdelkarim ins Publikum.
Als ihm die Länge des Applauses als Empfang nicht ausreicht, fragt er sofort den Zuschauer Daniel, was eigentlich mit der Stimmung los ist. Er wolle lieber noch einmal reinkommen und schauen, was noch so geht. Doch die Stimmung ist ausgelassen und bleibt es auch lange.
Abdelkarim in Duisburg: Offensichtliches Heimspiel und gemischtes Programm
Das Publikum ist so gemischt, wie die Art des Humors, die das neue Programm „Staatsfreund Nr.1“ ausmacht. Ältere und jüngere Comedy-Fans aus Duisburg und Umgebung sind da. Viele Zuschauer haben, genauso wie Abdelkarim auch, einen offensichtlichen Migrationshintergrund.
„WO kommst du her? Aus Bielefeld. Nein. Wo kommst du wirklich her?“
Abdelkarim fühlt sich in Duisburg zu Hause, macht Witze über die Standardfrage, die er und sicher auch viele Zuschauer häufig beantworten müssen. „WO kommst du her? Antwort: Aus Bielefeld. Nein, wo kommst du WIRKLICH her?“ Adelkarim ist nah am Publikum, nimmt sich viel Zeit, um kleine Interviews mit seinen Zuschauern zu führen.
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Dafür gibt es Applaus von der gesamten Rheinhausenhalle. Doch der Comedian belässt es nicht bei der ersten Reihe, er stellt immer wieder Fragen an jeden im Publikum und bekommt auch seine Antworten. Sein Programm scheint flexibel zu sein.
Abdelkarim wagt sich auch auf sehr schwieriges Terrain
Der in Duisburg lebende Bielefelder schafft es an diesem Freitagabend, sich auf politisches Glatteis zu begeben.
Konservative Kabarett-Freunde könnte meinen: Ein sehr schwieriges Terrain für jemanden, der nicht in erster Linie als klassischer Kabarettist bekannt geworden ist. Den Zuschauern in der Rheinhausenhalle bleibt jedenfalls das Lachen nicht im Halse stecken – im Gegenteil.
Witze über die Kölner Silvesternacht? Kein Tabu für Abdelkarim. Abdelkarims Lösung? „Einfach mindestens vier schwule Männer in jeder Ecke des Kölner Hauptbahnhofs aufstellen, zur Abschreckung für Marokkaner“ – denn die fürchten laut ihm nichts mehr als den schwulen Mann. Das Klischee – es ist immer wieder Thema im Comedy-Programm von Abdelkarim.
Witze über Moslems, Flüchtlinge und den Islam
Alles lacht. Mit einem Augenzwinkern erzählt Abdelkarim Alltagsgeschichten und von seinem Freund Ali, der umziehen will und es als Moslem in diesen Zeiten nicht mehr so leicht habe einen Lkw anzumieten.
Abdelkarim spricht vom Rechtsruck in Deutschland, genauso häufig wie von Problemen, die die Migration seiner Ansicht nach mit sich gebracht habe. Es scheint, als täte es vielen Zuschauern gut, zur Abwechslung auch mal über ernste Themen lachen zu können.
Seine Botschaft an diesem regnerischen Freitagabend in „Duisburch“, wie er immer wieder in Dialekt-Manier betont, ist deutlich: Wir alle müssen nicht immer der gleichen Meinung sein.
„Die Frage ist, wie wir miteinander umgehen, wenn wir es nicht sind“, so der 37-jährige gebürtige Marokkaner. Alles klatscht.