„Wir hatten eine mega Hausgemeinschaft“ – ehemalige Bewohner erzählen, wie es früher im besetzten Haus in Bochum war
In Bochum wird seit Ende Mai ein leerstehendes Haus von linken Aktivisten besetzt
Sie fordern weniger Leerstand in der Stadt
Nun waren ehemalige Hausbewohner in dem Haus
Bochum.
„Es ist total krass, die Schaukel, die wir damals von unseren Eltern geschenkt bekamen, hängt dort immer noch“, Isabelle Strauss (30) schwelgt in Erinnerungen.
Sie wohnte 14 Jahre in dem Haus an der Herner Straße 131, dem Gebäude, das jetzt als besetztes Haus von Bochum NRW-weit Berühmtheit erlangte.
Nach 16 Jahren das erste Mal im alten Zuhause
Nun steht sie zusammen mit ihrer kleinen Schwester, der Mama und dem ehemaligen Nachbarn noch einmal an dem Ort ihrer Kindheit.
Als die Familie die Wohnung in der zweiten Etage betritt, kommen direkt die Erinnerungen hoch. „Hier stand unser Hochbett“, erzählt Isabelles Schwester Janine (28) und zeigt auf eine Ecke des Kinderzimmers.
Jetzt erinnern nur noch pinke, traurig herabhängende Tapeten an die ehemaligen Bewohner. Die Hausbesetzer haben dem Zimmer noch keine neue Funktion gegeben.
Schon früher verfiel das Haus
Doch auch schon vor 16 Jahren soll das Haus in keinem guten Zustand mehr gewesen sein. „Damals waren Nägel durch den Fensterrahmen geschlagen, weil die Fenster undicht waren und gar nicht mehr zu gingen. Wir hatten auch keinen Stromanschluss im Kinderzimmer. Meine Mutter hat dann ein Verlängerungskabel in unser Zimmer gelegt. Und als bei einem Sturm ein Stück vom Erker-Mauerwerk abbrach, wurde das einfach so gelassen.“
Hausgemeinschaft kümmerte sich selber um das Haus
Und trotzdem: „Wir hatten eine mega Hausgemeinschaft dort, die ich so nie wieder erlebt habe. Teilweise besteht sogar immer noch Kontakt zu den Ex-Nachbarn“, sagt Isabelle. Oliver Meyer (48) ist einer davon. Er ist sogar mitgekommen, um seine erste eigene Wohnung anzuschauen.
In der Küche steht eine junge Aktivistin und kocht veganes Curry. Meyer freut sich über das neue Leben in dem Haus. Genauso wie Familie Strauss: „Endlich macht hier mal jemand wieder was“, sagt Janine.
Auch Alex ist sich sicher: „Ich finde das eigentlich überhaupt nicht schlimm. Sonst würde es vermutlich komplett verfallen.“ Darauf stößt sie erst einmal mit den Aktivisten auf ein Bierchen an.
Am Ende sitzen sie zusammen im Gemeinschaftsgarten. So wie früher. Die gesamte Hausgemeinschaft hatte damals gemeinsam den Rasen gestreut, die Beete gepflanzt und die Rutsche aufgestellt.
Und vielleicht erreichen die Aktivisten ja ihr Ziel und Haus wird von der Stadt renoviert. Dann wohnen hier bald vielleicht wieder junge Familien. Und endlich würden wieder Kinder auf der alten Schaukel spielen.