Das Bremer Unternehmen übernimmt den umsatzstarken Ingenieur- und Kraftwerksbau von Heitkamp. Alle 200 Beschäftigten der Heitkamp-Tochterfirma sollen an Bord bleiben. Das Herner Traditionsunternehmen Heitkamp war zuletzt unter anderem am Bau eines finnischen Atomkraftwerks beteiligt.
Herne.
Das Bremer Unternehmen Zech Bau übernimmt die Herner Firma Heitkamp Ingenieur- und Kraftwerksbau (HIKB). Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der insolventen, 1892 gegründeten Traditionsfirma Heitkamp. Die Marke Heitkamp und alle laufenden Projekte der HIKB werden weitergeführt, teilte die Zech-Gruppe mit. Auch alle 200 Beschäftigten der Heitkamp-Gesellschaft sollen übernommen werden. Die Geschäftsführer Michael Müller und Wolfgang McNichols bleiben ebenfalls an Bord.
Der Ingenieur- und Kraftwerksbau ist mit 168 Millionen Umsatz der umsatzstärkste Bereich der insolventen Heitkamp-Holding. HIKB war zuletzt unter anderem am Bau des finnischen Atomkraftwerks Olkiluoto beteiligt.
Die Übernahme sei rückwirkend zum ersten Januar 2012 gültig, teilte der vom Insolvenzgericht eingesetzte Sachwalter Dirk Andres mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Neben dem Hauptsitz in Herne hat HIKB Niederlassungen in Rostock, Bitterfeld und Halle sowie Repräsentanzen in Bulgarien, Russland und Großbritannien.
Firma des ehemaligen BDI-Präsidenten Jürgen Thumann
Die Heitkamp-Holding des früheren BDI-Präsidenten Jürgen Thumann hatte im November 2011 wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag stellen müssen. Grund dafür waren finanzielle Verpflichtungen der Holding aus der Vergangenheit – unter anderem die Insolvenz der Deilmann Haniel GmbH.
Die 1909 gegründete Bremer Zech-Gruppe, die für das Geschäftsjahr 2012 erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Euro anstrebt, gehört zu den führenden mittelständischen deutschen Bau-Gruppen.
Das Amtsgericht Bochum hatte am Donnerstag das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für die Heitkamp-Holding eröffnet und den bisherigen vorläufigen Insolvenzverwalter Andres zum Sachwalter bestellt, der zusammen mit der bisherigen Heitkamp-Geschäftsführung und dem Restrukturierungsbeauftragten Frank Kebekus die Insolvenz der Holding abwickeln soll.
Die Verträge für den Verkauf von zwei der insgesamt acht operativ tätigen und nicht insolventen Tochterfirmen wurden bereits zuvor unterzeichnet. Dabei geht es um den Bereich Infrastrukturbau mit den Töchtern Heitkamp Erd- und Straßenbau GmbH und die Heitkamp Umwelttechnik GmbH. Alle 300 Arbeitsplätze in diesem Bereich seien gesichert, hieß es.
„Das Interesse an den Heitkamp-Gesellschaften ist da und wir können wahrscheinlich in den kommenden Wochen weitere Verkäufe vermelden“, sagte Kebekus. Andres und Kebekus erklärten, von einer „klassischen Zerschlagung“ könne nicht die Rede sein, denn die zu verkaufenden Gesellschaften sitzen zwar gemeinsam unter einer Holding, agieren aber unabhängig voneinander und haben eigene Bilanz- und Zahlungskreisläufe. Der Verkauf an neue Gesellschafter sei deshalb die wirtschaftlich sinnvollste Lösung.