Warum es so schwierig ist, mit Zoos Geld zu verdienen
Hinter den großen Zoos der Region wie in Duisburg und Gelsenkirchen stehen die Städte. In Rheinberg betreibt ein Reptilienfreund den Terra-Zoo in Eigenregie: Profitabel ist sein Unternehmen nicht, doch das würde ihm auch nichts bringen: Etwaige Gewinne müssten im Unternehmen bleiben.
Rheinberg.
Mollig warm ist es in dem hellen Raum mit den Grünpflanzen und den zirpenden Insekten. Hier – im Terra-Zoo Rheinberg mit seiner Reptilien-Auffangstation – wohnen Giftschlangen neben Nilkrokodilen, Leguanen und Präriehunden. Für die ungewöhnliche Zusammensetzung – viele Reptilien, einige Säugetiere – ist Leiter Uwe Ringelhan verantwortlich: „Nur Reptilien reichen nicht“, um Besucher anzulocken, sagt er.
Mittlerweile beherbergt Ringelhan 80 Arten. Vor knapp zwei Jahren erwarb der Reptilien-Liebhaber den Terra-Zoo bei einer Zwangsversteigerung. Seitdem trägt er seinen Teil zum „Zoo-Land“ NRW bei, wie der Arbeitskreis NRW-Partnerzoos die Region nennt. Denn im größten Bundesland gibt es über 30 Anlagen mit mehr als 1000 Tierarten.
Hohe Investitionen
Vor den ersten Ausbauschritten musste Ringelhan den 15 Jahre alten Terra-Zoo modernisieren. „Einiges wie die Elektronik befand sich noch auf dem Stand von vor zehn Jahren“, sagt er. Erst im Anschluss folgten Erweiterungen wie der Kinderspielplatz und ein Affengehege. Rund 120.000 Euro investierte Ringelhan allein am Anfang.
Im Vergleich zu Investitionskosten anderer NRW-Zoos ein Pappenstiel: Der Zoo Dortmund pumpte nur in 2011 schon knapp 810.000 Euro in den Betrieb und für den kompletten Umbau der Zoom-Erlebniswelt standen 92 Millionen Euro zur Verfügung.
Die großen Zoos haben allerdings auch einen entscheidenden Vorteil: Hinter ihnen stehen die jeweiligen Städte, die einen Großteil der Kosten tragen, um ihren Bürgern ein beliebtes Freizeitangebot zu erhalten. Die Zoos in Duisburg, Gelsenkirchen und Dortmund schreiben ausnahmslos Verluste.
Gemeinnützigkeit rettet die Profitabilität
Hinter dem Terra-Zoo steht nur Uwe Ringelhan mit seiner gemeinnützigen Gesellschaft RAS-Zoo. Diese Gemeinnützigkeit mache die private Zoo-Führung erst möglich, sagt der Leiter. „Ohne müsste ich auf alles Steuern zahlen und wäre ganz schnell im Minus.“ So arbeite er fast kostendeckend. „Eine halbe Million Umsatz steht etwa einer halben Million an Ausgaben gegenüber.“
Mit Eintrittsgeldern – 9,50 für Erwachsene und 6,50 Euro für Kinder – Spenden und Sponsoren, die etwa Baggerarbeiten oder Baumaterial für neue Projekte bezahlen, unterhält Ringelhan den Zoo. Das eigentliche Zugpferd seien aber die Führungen für Schulklassen mit der Möglichkeit, einen ungefährlichen Zoo-Bewohner zu streicheln.
Die Königskobra, die größte Giftschlange der Welt, ist dagegen nicht für den Besucherkontakt geeignet. Sogar Uwe Ringelhan lässt sich bei ihrer Pflege „dreimal mehr Zeit“. „Angst habe ich keine, aber ganz viel Respekt.“ So auch vor dem Kuba-Leguan – ein ungiftiger Vegetarier, aber mit einem kräftigen Kiefer. Wenn Ringelhan ihn per Hand füttert, dann nur mit einer großen Pinzette. Mit ihr reicht er dem grünen Leguan seine Weintrauben. Das Geräusch, wenn das Maul des Reptils auf die Pinzette trifft, klingt metallisch. „Man muss aufpassen, der kann einem die Fingerkuppe abbeißen.“
Ringelhan hat mittlerweile die anfängliche Besucherzahl von rund 45.000 pro Jahr um 15.000 gesteigert. Das ist weit weg von den großen Zoos in Duisburg und Gelsenkirchen mit je rund einer Million Besuchern im Jahr, für den kleinen Terra-Zoo aber ein Erfolg.
Kein Gewinn
Reich macht er ihn aber nicht. „Hiermit lässt sich kein Geld verdienen. Das kostet nur Geld.“ So wie der Lohn seiner fünf Festangestellten und fünf Aushilfen. Er selbst arbeitet ehrenamtlich und verdient seinen Unterhalt mit einer Werbeagentur.
Doch selbst wenn der Terra-Zoo mal mehr einnehmen als ausgeben sollte, fließt der Überschuss nicht in Ringelhans eigene Kasse. Wegen der Gemeinnützigkeit muss ein Umsatzplus wieder in den Zoo investiert werden. An Projekten, die Ringelhan damit finanzieren könnte, mangelt es dem Zoo-Leiter nicht. Vor allem das Außengelände möchte er ausbauen: Geplant sind bereits ein Affenpark, ein Erdmännchengehege sowie ein Wassergraben für Schildkröten und Europäische Fischotter.