Bergbau-Schäden im Revier – warum Bochum besonders betroffen ist
Im Ruhrgebiet kommt es regelmäßig zu Tagebrüchen
Grund dafür sind vor allem veraltete Absicherungen von Bergbaustollen
Die Grünen haben dazu eine große Anfrage im Landtag gestellt
Bochum.
Es ist eine Tradition mit Risiko. Der jahrhundertelange Steinkohlenbergbau hat im Ruhrgebiet schon des Öfteren heftige Folgen gehabt, wie etwa die beiden 15-Meter tiefen Krater von Wattenscheid im Jahr 2000 oder die massiven Verkehrsbehinderungen durch den Tagebruch am Essener Hauptbahnhof im November 2013.
Bergbau-Schäden sind eine latente Gefahr, mit der die Menschen im Revier leben müssen. Nach Angaben der Bergbehörde NRW wurden zwischen den Jahren 2005 und 2016 in NRW 1.696 Tagebrüche dokumentiert, das sind rund 154 pro Jahr. allein 344 davon gab es in Bochum (Essen: 307, Dortmund: 130).
Eine Antwort des Düsseldorfer Energieministeriums auf eine große Anfrage der Grünen im Landtag liefert nun besorgniserregende Zahlen.
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Auf Kohle geboren ist der Titel unseres Specials zum Ende der Steinkohle-Ära im Ruhrgebiet. Bis zur Schließung der letzten Zeche Ende Dezember berichten wir wöchentlich über alles rund um den Abschied der Bergleute aus dem Revier. Echte Typen, ganz viel Tradition und noch mehr Herz – hier findest du alle Glückauf-Themen in der Übersicht.
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1.014 Risikoschächte in NRW
Laut Bericht ist das Land NRW insgesamt für 2.569 verlassene Schächte zuständig. Besonders beunruhigend ist allerdings, dass bei 65 Anlagen nicht bekannt ist, wo sie eigentlich genau liegen.
Von den bekannten Schächten müsse man bei 1.014 Anlagen mit der Möglichkeit eines Tagebruchs rechnen: „Diese Schächte stellen aufgrund der Höhe der Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder des Schadensumfangs ein langfristig nicht zu akzeptierendes Risiko dar“, heißt es im Bericht.
Fehler in der Vergangenheit: Lückenhafte Dokumentation
Allerdings ist die tatsächliche Gefährdungsanalyse bei weitem noch nicht abgeschlossen. Das Problem: lückenhafte Dokumentation von Bergarbeiten in der Vergangenheit.
Der Plan ist, bis zum Jahr 2021 alle Schächte im Revier untersucht zu haben. Anschließend soll das Risiko des Einsturzes einzelner Schächte durch präventive bautechnische Maßnahmen gemindert werden.
Bochum ist der Schweizer Käse des Ruhrgebiets
Aber nicht nur das Land NRW ist für die Schachtanlagen zuständig. Viele fallen auch in den Zuständigkeitsbereich von Unternehmen wie RAG oder Thyssen.
In keiner anderen NRW-Stadt gibt es mehr Schachtanlagen als in Bochum (2.529). Auf Platz zwei steht Witten mit 1.998 Schächten gefolgt von Essen (1989) und Dortmund (1.209).
In Bochum sind demnach nach Auswertung der Grünen 43 Prozent der Stadtfläche betroffen, schreibt rp-online.