Zum letzten Mal hallte seine Stimme durch das Lippstädter Stadion Am Waldschlösschen. Der langjährige Stadionsprecher des SV 08 Lippstadt, Jürgen Borgmeier (53), erlebte gestern mit dem Fußball-Oberligisten das letzte Pflichtspiel – ein 3:1 gegen TuS Ennepetal – in der traditionsreichen Sportstätte. Der Verein bekommt ein neues Stadion.
1 Wie viel Wehmut kommt bei Ihnen auf, wenn gleich das Flutlicht im Waldschlösschen ausgeht?
Eine große Menge. Diese Anlage ist schließlich ein Teil meines Lebens. Seit vier Jahrzehnten ist dieses Stadion meine zweite Heimat. Ich werde es vermissen.
2 Sie geben dem SV 08 Lippstadt seit 1997 eine Stimme. Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie bei diesem Fußballverein Stadionsprecher geworden sind?
Ich werde den Tag nie vergessen, als ich zum ersten Mal das Waldschlösschen betrat. Das war 1973. Ich war damals 12 Jahre alt und bin mit meinem Vater und Großvater als Zuschauer hier gewesen. Seit diesem Zeitpunkt packte mich die Faszination für den Fußball. Für eine aktive Fußballerlaufbahn hat es bei mir zwar nicht gereicht, aber dafür durfte ich einige Jahre später dann zum Mikro greifen.
3 1921 wurde die Sportstätte eröffnet. Ruhmreiche Zeiten folgten seither im Waldschlösschen. Welches Ereignis wird Ihnen persönlich in ewiger Erinnerung bleiben?
Noch bevor ich als Stadionsprecher anfing, konnte ich packende Spiele der damaligen und hier ansässigen Klubs Teutonia und Borussia Lippstadt sehen. Mit der Fusion der beiden Vereine im Sommer 1997 und meinen gleichzeitigen Anfängen, wurde eine neue Ära eingeläutet. Ich habe seither grandiose Aufstiege und Pokalkämpfe erleben dürfen. Ein bewegender Moment war für mich jedoch die Oberliga-Partie unter Flutlicht gegen den FC Gütersloh im Jahr 2002. 4000 Zuschauer waren damals hier. Es herrschte Gänsehaut-Atmosphäre.
4 Das nächste Heimspiel werden die SV-Kicker nun im neu gebauten Stadion am Bruchbaum bestreiten. Glauben Sie, dass die neue „Heimat“ den gleichen Charme haben wird?
Das Waldschlösschen hat einen besonderen Reiz gehabt. Die Überschaubarkeit und die Enge waren ein Markenzeichen unserer Wettkampfstätte. Ich hoffe, dass wir
die gute Stimmung und die tolle
Atmosphäre ins neue Stadion
mitnehmen können. Die Bedingungen werden dort optimal sein.
Auch wenn wir das Waldschlösschen jetzt verlassen: Es wird weiterhin immer in unseren Herzen bleiben. Schöne Zeiten vergisst man nun mal nicht.