Tyson Fury schafft die Box-Sensation: Er nimmt Wladimir Klitschko die Titel der drei großen Box-Weltverbände durch einen einstimmigen Punktsieg ab.
Düsseldorf.
75 Minuten nach Mitternacht ging endlich in den Katakomben der Düsseldorfer Arena die Tür des Pressekonferenzraums auf. Während die 45000 Zuschauer längst die Halle verlassen hatten und nur noch die englischen Box-Fans lautstark ihren Helden Tyson Fury, den neuen Box-Weltmeister aller Klassen feierten, setzte sich Wladimir Klitschko, der entthronte Champion, der seit über elf Jahren keinen Kampf verloren hatte, auf das Podium. Neben ihm strahlte sein Nachfolger wie der glücklichste Mensch der Welt. Die zwölf Runden gegen Klitschko hatten bis auf eine kleine Schramme über dem linken Auge keine Spuren hinterlassen. Dagegen sah Klitschko so aus, wie das einstimmige und deutliche Urteil der Punktrichter (zweimal 112:116, einmal 111:116) ausgefallen war: Schwellungen und Wunden über das ganze Gesicht verteilt.
“Es war eine schöne Nacht, aber nicht für mich”
“Es war eine schöne Nacht, aber nicht für mich”, sagte Klitschko und legte dann ein ehrliches Geständnis ab: “Als ich gerade in den Spiegel geschaut habe, sah ich wirklich nicht gut aus.” Klitschko erwies sich im Ring als ein an diesem Abend sehr limitierter Boxer. Von seiner Souveränität, mit der er über ein Jahrzehnt die Gegner dominierte, war nichts zu sehen. Aber außerhalb des Rings zeigte er sich als fairer Verlierer. Nachdem er unmittelbar nach dem Gong beide Arme in die Luft gerissen hatte, legte er in der Pressekonferenz ganz offen dar, wer der bessere Boxer war. “Tyson Fury hat verdient den Titel gewonnen. Mir hat die Schnelligkeit gefehlt und ich habe es nicht geschafft die richtige Schlagdistanz zu meinem Gegner zu finden.”
Wer im professionellen Faustfechten als Weltmeister seine Gürtel verteidigt, der lässt sich in den Vertrag das Recht einräumen, im Falle einer Niederlage eine Revanche zu bekommen. Seit über neun Jahren, so lange saß Wladimir Klitschko bis zu diesem für ihn schwarzen Samstag auf dem Thron, schien eine solche Vertragsklausel eine Formalität zu sein. Und auch vor dem Fight gegen den 2,06 Meter langen und 112 Kilo schweren Tyson Fury aus dem englischen Manchester, hatte Klitschko nicht ernsthaft daran gedacht, eine solchen Zusatz des Kontrakts wirklich einlösen zu müssen. Auf die lauten und teilweise ziemlich wirren Sprüche des Herausforderers hatte Klitschko noch mit dieser Ankündigung reagiert: “Tyson ist krank. Ich werde ihn im Ring therapieren.” Aber daraus wurde nichts. Fury zeigte sich als ein für seine Größe sehr beweglicher und schneller Boxer. Seine Leistung war keinesfalls überragend. In dieser Nacht reichte ein Konkurrent, der mutig seine Fähigkeiten ausspielte, um den erfolgsgewohnten Klitschko eine verdiente Niederlage beizubringen.
Rückkampf ist vertraglich vereinbart
“In meinem Vertrag gibt es eine Rematch-Vereinbarung”, sagte Klitschko. “Ich werde sie einlösen.” Und so wird es im nächsten Jahr eine Neuauflage des Duells Fury gegen Klitschko geben. Wo der Fight stattfinden wird, darüber muss noch verhandelt werden. “Mir ist es völlig egal, ob in Japan, den USA, Aserbaidschan, in Manchester oder noch einmal in Deutschland. Ich will ein großer Weltmeister sein und nehme jede Herausforderung an. Ich danke Gott. Er hat mir diesen Sieg geschenkt. Jesus hat mir die Kraft gegeben.”