Seine Ehefrau habe geweint. Das verriet Timo Boll am Donnerstag in einer ersten Reaktion auf die ihm zuteil kommende Ehre, die deutsche Mannschaft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro als Fahnenträger in das legendäre Maracanã-Stadion führen zu dürfen.
Seine Gattin weinte.
Manch’ kritischer Zeitgenosse wird diesen Ausbruch der Emotionen nicht verstehen. Warum weint sie, nur weil ihr Mann im Kasperletheater des Internationalen Olympischen Komitees eine tragende Rolle einnimmt? Ohnehin taugen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro doch nicht zur Begeisterung. Gedopte Sportler betrügen bei Wettkämpfen in einem Land voller Korruption, dessen Bürger nicht einmal als Jubelperser in den Stadien dienen. Diese Rolle übernehmen Olympia-Touristen aus aller Welt.
So sehen Kritiker die Olympischen Spiele in Brasilien – und das ist ihr gutes Recht.
Es gibt aber auch einen anderen Blickwinkel: Den der nachweislich nicht gedopten Sportler, die Entbehrungen auf sich nahmen, die sich quälten und sich vier Jahre oder länger auf diesen Höhepunkt ihrer Karriere vorbereiteten. Nichts anderes sind Olympische Spiele schließlich für Sportarten, die sonst durch den Fußball an den Rand gedrängt werden. Selbst Tennisspieler oder Springreiter, die außerhalb der Spiele in finanziell gut dotierten Wettkampfserien unterwegs sind, sind beseelt vom olympischen Geist. Selbst ein Timo Boll, einer der Top-Stars des Tischtennis’, ist dies.
Heute Nacht werden die Olympischen Spiel in Rio mit einer pompösen Eröffnungsfeier offiziell beginnen, obwohl einige Wettbewerbe zu diesem Zeitpunkt bereits laufen. Es startet eine bunte, eine fröhliche Zeit. Für viele Sportler und Fans sogar die schönste Zeit im Kalender.
Ich verstehe Timo Bolls Ehefrau Rodelia Jacobi deshalb.