Julian Reus gewinnt bei den Deutschen Meisterschaften erneut über 100 und 200 Meter und in der Staffel. Ein Weltmeister gibt dagegen Rätsel auf.
Nürnberg.
Vier Wochen vor dem Saisonhöhepunkt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking gab es nicht nur wegen des strahlenden Sonnenscheins im Nürnberger Frankenstadion mehr Licht als Schatten. Acht Erkenntnisse aus den drei Meisterschaftstagen von Nürnberg.
1. Der schnellste Deutsche kommt erneut aus dem Ruhrgebiet
Julian Reus vom TV Wattenscheid unterstrich seine Vorherrschaft in der Königsdisziplin. Nachdem der 27-Jährige vor einem Jahr in Ulm mit 10,05 Sekunden den 29 Jahre alten deutschen Rekord verbesserte, gewann er diesmal bei leichtem Gegenwind in 10,12 Sekunden. “Schade, dass ich bei der Windlotterie etwas Pech hatte und der Wind nicht wie im Vorlauf bei meinem Rennen in 10,09 Sekunden ein bisschen geschoben hat”, ärgerte sich Reus im ersten Moment. Reus ist der Sprintkönig in Deutschland, wie er mit seinen Titeln über 200 Meter und mit der Wattenscheider Sprintstaffel bewies.
2. Bei Meisterschaften gibt es kein Platz für Herzchen und Liebe
Mit diesen Worten begründete Julia Fischer nach ihrem Sieg im Diskuswerfen (65,98 Meter), dass sie ihren Lebenspartner, Diskus-Olympiasieger Robert Harting, während des Wettkampfs links liegen gelassen hat. Aber nachdem sie sich ihren ersten Titel gesichert hatte, eilte die Berlinerin zu dem Mann ihres Herzens, der als Zuschauer auf der Tribüne vor Freude aufgesprungen war. “Wir sind nicht nur ein Paar, sondern auch ein Team”, sagte Fischer.
3. Der Titel bleibt in der Familie
Zum neunten Mal in Serie heißt der Meister im Diskuswerfen Harting. Allerdings nicht wie von 2007 bis 2014 Robert mit Vornamen, sondern Christoph. Der sechs Jahre jüngere, aber mit 2,05 Metern um vier Zentimeter größere Bruder des Olympiasiegers und Weltmeisters gewann mit 64,06 Metern Gold.
4. Ein Weltmeister gibt Rätsel auf
Robert Harting feierte in Nürnberg ausgelassen die Erfolge seiner Freundin und seines Bruders. Er selbst verzichtete auf einen Start. Als Weltmeister von 2013 hat er für Peking eine Wild Card. Ob er sie nutzen wird, entscheidet sich kurzfristig. Die Folgen seines Kreuzbandrisses hat er gut auskuriert. Jetzt will er in den nächsten Wochen im Ring testen, ob es schon für die WM reicht.
5. Zwei Weltmeister sind bereit für Peking
Kugelstoßer David Storl holte sich mit 21,47 Metern unangefochten den Titel. Bei der WM hat er für sein Projekt Titelverteidigung noch Reserven. Nach einem verkorksten Jahr 2014 ist Stabhochspringer Raphael Holzdeppe rechtzeitig zurück. Der Weltmeister von 2013 überquerte 5,94 Meter und könnte erneut dem französischen Favoriten Renaud Lavillenie ein Schnippchen schlagen.
6. Starke Frauen hat das Land
Sowohl Diskus-Meisterin Julia Fischer als auch die beste deutsche Kugelstoßerin Christina Schwanitz (20,00 m), Speerwerferin Katharina Molitor (65,40) und Hammerwerferin Betty Heidler (75,34 m) haben gute Medaillenchancen bei der WM. “In Peking will ich die Weltjahresbeste Anita Wlodarczyk ärgern. Die mag mich sowieso nicht”, sagte Heidler nach ihrem zehnten Titelgewinn.
7. Ein großes Lauf-Talent wächst heran
Eine der beeindruckendsten Vorstellungen auf der roten Tartanbahn zeigte eine der jüngsten Teilnehmerinnen. Die gerade erst 18 Jahre alt gewordene Alina Reh deklassierte nur eine Woche nach ihrem Doppel-Gold bei der U-20-EM die nationale Konkurrenz über 5000 Meter.
8. Talent vererbt sich
Wie Alina Reh stand auch Jackie Baumann über 400 Meter Hürden in 57,18 Sekunden erstmals auf dem Siegertreppchen. Baumann? Richtig. Jackie ist die Tochter des 5000-Meter-Olympiasiegers von 1992, Dieter Baumann.