Veröffentlicht inSportmix

Box-Weltmeister Tyson Fury: „Ich will nicht mehr leben“

Box-Weltmeister Tyson Fury: „Ich will nicht mehr leben“

Boxen-Tyson-Fury.jpg
Box-Weltmeister Tyson Fury Foto: Getty Images
In einem Interview gesteht Box-Weltmeister Tyson Fury, er sei manisch depressiv. Im Kampf gegen seine schweren Depressionen habe er sich seit Monaten in Alkohol und Drogen geflüchtet.

Essen. 

Im November 2015 erklärte Wladimir Klitschko, dass Tyson Fury eine Menge Schrauben locker habe. Der Brite sei ein Patient, den er im Ring therapieren werde, sagte der damalige Box-Weltmeister aus der Ukraine. Wenige Tage später scheiterte die angedachte Therapie kläglich. Fury bezwang Klitschko und feierte in Düsseldorf im 25. Kampf seinen 25. Sieg. Gut zehn Monate später stellt sich heraus, dass Klitschkos überspitzte Formulierung wider Erwarten Realität zu sein scheint. Jedenfalls gestand Fury in einem Interview dem Magazin „Rolling Stone“, dass er sich im Kampf gegen seine schweren Depressionen seit Monaten in Alkohol und Drogen geflüchtet habe. „Ich bin ein manisch Depressiver“, sagte der 28-Jährige. „Ich hoffe nur, dass jemand mich tötet, bevor ich mich selbst töte. Ich will nicht mehr leben.“

„Klitschko betet den Teufel an“

Wenn die Diagnose in Furys öffentlicher Beichte stimmt, wenn er tatsächlich unter einer bipolaren affektiven Störung leidet, dann ist mit seinen Äußerungen nicht zu spaßen. Selbstmordversuche sind bei Patienten mit diesem Krankheitsbild nicht selten.

Furys Äußerungen gingen schon immer über den guten Geschmack hinaus. Fury sah sich als den Guten, der gegen das Schlechte kämpft. Und deshalb habe er Klitschko besiegt. Fury behauptete, er habe einen persönlichen Kontakt zu Gott. Dagegen bete Klitschko den Teufel an und probiere Magie und Zauberkünste aus.

Verstört ließ Fury auch die Leser der „Daily Mail“ zurück. In einem Interview mit der englischen Zeitung stellte der Mann aus Manchester krude Thesen auf und setzte Homosexualität sowie Abtreibung mit Pädophilie gleich. Das seien alles Dinge des Teufels.

Waren dies nur äußerst dämliche Sprüche oder Symptome einer psychischen Erkrankung? Jedenfalls befindet sich Fury derzeit nach eigenen Angaben in einer Klinik und lässt sich psychiatrisch behandeln. „Ich habe Dämonen in mir und ich versuche, sie abzuschütteln“, sagt er im Interview. „Ich will ein normales Leben. Ich will nicht mehr boxen.“

Titelverlust wahrscheinlich

Das dürfte eh vorläufig kein Thema sein. Nicht nur weil er krank ist, sondern weil er wohl auch wegen eines positiven Dopingtests seine Titel verlieren und mit einer Sperre bestraft werden wird. Bei einer Probe vom 22. September 2016 hatte die unabhängige amerikanische Anti-Doping-Agentur Vada Kokain-Missbrauch festgestellt. Dass er Kokain genommen habe, gibt Fury im Gespräch mit „Rolling Stone“ zu. Aber er habe die Drogen nur konsumiert, um seiner Depression zu entfliehen, sagt der 2,06 Meter große Brite, „nicht, um meine Leistung zu steigern. Denn ich habe nicht trainiert. Ich bin fett wie ein Schwein.“

Als Grund für seine Depressionen sieht Fury, wie mit ihm in der Öffentlichkeit und in der Box-Szene seit seinem überraschenden Punktsieg gegen Klitschko umgegangen worden ist. Fury stammt aus einer irischen Nomaden-Familie, den sogenannten „Travelers“. Man habe ihn „wie Scheiße behandelt“, schimpft Fury, der sich selbst „Gypsy-King“ nennt. „Ich empfinde jetzt in 2016 mehr Rassismus als jeder Sklave, jeder Einwanderer im 19. Jahrhundert.“

Schon am 4. November könnten die Weichen für die Aberkennung seiner WM-Titel der Verbände WBO und WBA gestellt werden. Für diesen Termin ist die Anhörung für Furys angeblichen positiven Nandrolon-Befund aus dem November 2015 anberaumt. Furys Anwalt Lewis Power will eine Verschiebung des Termins erwirken. „Derzeit ist Tyson nicht zurechnungsfähig, hat sich bei seinen Aussagen und Taten nicht im Griff“, sagte Power der Sport-Bild.