Veröffentlicht inBochum

Bochum: Chiara (26), Dachdeckerin und Internet-Star – „Zeige ehrliches Bild von der Baustelle“

Bochum: Chiara (26), Dachdeckerin und Internet-Star – „Zeige
ehrliches Bild von der Baustelle“

Bochum.jpeg

Das ist das Bermudadreieck

Bochum: Chiara (26), Dachdeckerin und Internet-Star – „Zeige ehrliches Bild von der Baustelle“

Das ist das Bermudadreieck

Es ist die meistbesuchte Partymeile im Ruhrgebiet: Das Bermudadreieck. Doch wie kam es dazu?

Sie hat fast 50.000 Follower bei Instagram, über 90.000 Abonnenten bei TikTok – doch im Gegensatz zu zahlreichen anderen Influencerinnen stellt Chiara Monteton aus Bochum keine Kleidung oder Schminke auf ihren Accounts vor.

Stattdessen widmet sich die 26-Jährige aus Bochum Baustellen, Werkzeugen und harter Handwerksarbeit – und genau das macht die Dachdeckerin im Netz so beliebt!

Bochum: Dachdeckerin gibt Einblick in ihre Arbeit und ist äußerst beliebt

Ursprünglich wollte Chiara Monteton aus Bochum Bauingeneurin werden, schmiss das Studium an der Ruhr-Uni Bochum allerdings nach vier Semestern – jetzt schlägt ihr Herz fürs Handwerk, und das kann jeder sehen. Seit rund drei Jahren betreibt Chiara auf Instagram ihren „Dachdeckerin Chiara“-Account und gehört mit fast 50.000 Followern zu den bekanntesten Handwerks-Influencern und -Influencerinnen in Deutschland.

Der Name ist dabei Programm. Die 26-Jährige zeigt sich in ihren Beiträgen fast ausschließlich in Montur und bei der Arbeit. „Man folgt mir nicht, weil ich schöne Haarvideos mache oder mich gut schminken kann, sondern weil ich auf dem Bau arbeite“, erklärt die Blondine gegenüber DER WESTEN.

Dabei ist Chiara Authentizität besonders wichtig. Schweißgeruch, Dixie-Klos, Vorurteile gegenüber Handwerkern – das alles thematisiert die gelernte Bürokauffrau auf Instagram und TikTok auf humorvolle Art.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Nachdem sie erst einen Instagram-Account für die Dachdecker-Firma ihres Vaters aufgebaut hatte, „dachte ich mir, das ist viel zu langweilig, da gibt’s keinen Grund mich zu abonnieren, da kann man auch den hochpolierten Firmenseiten folgen, wenn man nur tolle Ergebnisse sehen will.“ Bei ihr sieht man nun, „wie es wirklich aussieht auf der Baustelle. Die schlechten Seiten, die lustigen Seiten. Das ist jetzt meine Intention: Ein möglichst ehrliches Bild von der Baustelle zu zeigen.“

Bochum: „Ich war eine von zehn Mädchen unter 500 Männern“

Die Aufmerksamkeit war Chiara als Frau in einer Männerdomäne ohnehin sicher. Bereits im ersten Lehrjahr auf der Dachdeckerschule war die damals 23-Jährige die einzige Frau aus ihrer Region. An der ganzen Schule gab es nur etwa zehn Frauen unter 500 Männern – „aber das ist auch schon eine gute Quote“, so Chiara gegenüber DER WESTEN.

So ist eine Frau auf der Baustelle noch immer eine Seltenheit – und dadurch immer wieder mit Sexismus konfrontiert, den auch die 26-Jährige regelmäßig erlebt. „Auf Großbaustellen wird leider nicht nur geguckt, sondern auch hinterhergerufen“, sagt Chiara. Kollegen ihrer Firma halten der Bochumerin dann aber den Rücken frei, stehen zum Beispiel Wache vor dem Dixie-Klo.

Trotz der großen, positiven Resonanz auf ihren Handwerks-Accounts ist es für die Dachdeckerin eher eine „Wunschvorstellung“, dass mehr Frauen durch ihre Beiträge in den Beruf gehen. Aber: „Ich bin ja keine Frauen-Botschafterin, ich freue mich über jeden jungen Menschen, der ins Handwerk geht. Egal, ob Mann oder Frau – Hauptsache, das Handwerk wird weiter getragen.“

Bochum: Dachdeckerin Chiara wirbt für Werkzeug-Unternehmen wie Stihl und Rheinzink

Die Leidenschaft für das Handwerk ist wohl auch ein Erfolgsrezept von Chiara Monteton, die dadurch nicht nur in der Handwerks-Community, sondern auch bei Unternehmen der Branche gut ankommt. So hat die 26-Jährige Kooperationen mit Rheinzink und Stihl, kriegt dafür auch Geld – und regt so nebenbei einen wichtigen Wandel an. „Mich überrascht das immer noch, dass Firmen auf mich zukommen“, gibt sie zu. „Aber wenn man heutzutage Maschinen verkaufen will, dann macht es auch keinen Sinn mehr, diese halb bekleideten Frauen auf Plakate zu drucken, die im Leben noch nie eine Bohrmaschine in der Hand hatten, sondern eher Frauen, die wirklich im Handwerk arbeiten. Die Firmen wandeln sich langsam.“

—————-

Mehr News aus Bochum:

——————-

Für ihre Arbeit auf Instagram und TikTok ist die Dachdeckerin sogar für den ältesten Social-Media-Preis „Die Goldenen Blogger“ in der Kategorie „Berufsbotschafter*in des Jahres“ nominiert. Die Verleihung findet im April statt.

Trotz des Erfolgs als Influencerin will Chiara dem Handwerk übrigens treu bleiben und gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder eines Tages den Laden ihres Vaters übernehmen – auch wenn es ihr jetzt schon vor der Büroarbeit graut. „Wenn man einmal draußen gearbeitet hat, ist es ganz schwierig, im Büro was zu machen“, so die junge Frau aus Bochum. Die Vorstellung, am Ende des Tages 17 Mails und drei Briefe weggeschickt zu haben, während „die Jungs drei Garagen abgeschweißt haben“, findet sie unbefriedigend.