Warten auf die Steuerrückzahlung: Der Steuerzahlerbund kritisiert die langsame Bearbeitung der Bescheide beim Finanzamt. Zwei Wochen müssten genügen.
An Rhein und Ruhr.
Viele warten in NRW lange auf ihren Steuerbescheid. Das hat eine Umfrage im Auftrag des Bundes der Steuerzahler (BdSt) ergeben, die der NRZ vorliegt. Demnach klagen 25% der Befragten, dass sie bis zu 12 Wochen warten müssen, fast jeder Zehnte (9%) wartet noch länger. 29% erhalten den Bescheid binnen sechs, 34% binnen vier Wochen.
Wochen und Monate warten auf Steuerbescheid
Laut BdSt-Expertin Katharina te Heesen müsste die Bearbeitung der Steuererklärung schneller gehen: „Bei normalen Arbeitnehmern ohne Zusatz-Einkommen sollte der Bescheid nach zwei Wochen da sein.“ Im Finanzministerium kann man die Kritik nicht nachvollziehen. Die Bearbeitungszeiten hätten sich nicht verlängert.
HintergrundDie Auskunft aus dem Finanzministerium in Düsseldorf ist nebulös. „Zwischen fünf Wochen und sechs Monaten“ liege die Bearbeitungszeit für Steuererklärungen, heißt es vage. Sie habe sich in den vergangenen vier Jahren auch nicht wesentlich verlängert. Zumindest im Falle von Otto-Normal-Arbeitnehmer ist das aus Sicht des Bundes der Steuerzahler (BdSt) so oder so zu lange: „Wenn kein Extra-Einkommen vorliegt, gibt es nicht viele Fallstricke“, meint Steuer-Expertin Katharina te Heesen im NRZ-Gespräch.
Vielleicht müssten die angegebenen Wege-Kilometer zur Arbeitsstelle überprüft werden, vielleicht die Absetzbarkeit eines Arbeitszimmers – laut BdSt müssten in Zeiten der Digitalisierung zwei Wochen fürs Bearbeiten solch einer Steuererklärung vollauf genügen.
Vertrauen in deutsche Finanzbeamte nimmt ab
Einer repräsentative Umfrage zufolge, die das Institut Mente Factum im Auftrag des BdSt NRW erstellt hat, klagen Bürger auch über längere Bearbeitungszeiten. So müssten z. B. 25% der Befragten bis zu zwölf Wochen auf ihren Steuerbescheid warten, im Jahr 2011 hingegen waren es nur 17% gewesen. Bemerkenswert auch: Nur 75% der Befragten vertrauten auf eine sorgfältige Bearbeitung ihrer Steuererklärung, 2011 waren es noch 81% gewesen. „Das Vertrauen nimmt ab“, sagt te Heesen.
Zudem gibt es sehr deutliche Kritik: Fast jeder zweite Befragte hält den Bescheid für unverständlich, 21% sogar für „sehr unverständlich“. Viele Befragten monieren, dass Abweichungen zur Steuererklärung nicht erläutert werden. „Das muss besser werden“, mahnt te Heesen an. Vor dem Hintergrund, dass auch immer mehr Rentner steuerpflichtig werden, wird der Erklärungsbedarf weiter steigen. Eine wichtige Rolle könnten dabei die zentralen Abgabestellen in den Finanzämtern spielen, die eine erste Kontrolle der Bescheide vornehmen und auf nicht korrekt ausgefüllte Felder und fehlende Belege hinweisen. Die aber seien nach wie vor nicht akzeptiert. Laut Umfrage geben nur 7% der Bürger ihre Erklärungen dort ab.
Immer mehr Rentner werden steuerpflichtig
Im Finanzministerium kann man die Kritik nicht nachvollziehen. Eigene Befragungen und die des Beamtenbundes zeigten, dass Bürger zufrieden seien und Mitarbeiter ein hohes Vertrauen genießen, so ein Sprecher von Minister Walter Borjans (SPD). Man sei um Service bemüht, Bürgerbüros würden gut angenommen. Unter NRW-Federführung werde der Steuerbescheid derzeit auf Bundesebene überarbeitet. Ein Muster dazu habe man 2015 vorgelegt. Um für mehr Transparenz zu sorgen, weise NRW auch schon jetzt in Bescheiden die durchschnittliche Steuerbelastung aus.