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Unfall bei Spaziergang: Warum gibt es Phosphor am Rhein?

Unfall bei Spaziergang: Warum gibt es Phosphor am Rhein?

Viele Spaziergänger an Nord- und Ostsee freuen sich, wenn sie am Strand Bernstein finden. Manch ein Fund hat sich jedoch als gefährlicher Phosphor entpuppt.
Viele Spaziergänger an Nord- und Ostsee freuen sich, wenn sie am Strand Bernstein finden. Manch ein Fund hat sich jedoch als gefährlicher Phosphor entpuppt. Foto: Foto: dpa (Archiv)
Ein Rentner hat am Rhein Bernstein mit Phosphor verwechselt. Aber gibt es überhaupt eine Möglichkeit, Bernstein von Phosphor zu unterscheiden?

Essen. 

Weil ein Rentner am Rhein Phosphor mit Bernstein verwechselt hat, erlitt er schwere Verbrennungen. Der Mann hatte den vermeintlichen Bernstein aufgenommen und in seiner Hosentasche verwahrt. Dort entzündete es sich.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst bestätigte, dass es sich bei dem vermeintlichen Bernstein tatsächlich um Weißen Phosphor gehandelt hat. Damit ist das der erste Fund des Stoffes in Neuss. „Die meisten Funde sind bisher von den Nord- und Ostseestränden bekannt“, so Neusser Feuerwehr-Sprecher Florian Korthauer. Dass Funde von sogenannten losen Weißen Phosphor am Rhein extrem selten sind, bestätigt auch Bezirkregierungssprecherin Stefanie Klockhaus. „Es werden häufiger komplette Kampfmittel in der Nähe des Rheins gefunden. Darunter fallen unter anderem Granaten, Minen und Bomben“, sagt Klockhaus.

Phosphor-Funde sind am Rhein weiterhin möglich

Auch wenn es hin und wieder zu solchen Funden kommt, lässt es sich nicht sagen, wieviel an Munition und Kampfmitteln im und um den Rhein zu finden sind. „Wir haben keine genauen Angaben darüber, inwieweit das Gebiet bereits nach dem Krieg geräumt worden ist. Wir wissen auch nicht sicher, wie viel überhaupt an Kampfmitteln abgeworfen und abgelegt worden sind“, sagt Klockhaus weiter. Rein theoretisch seien solche Funde allerdings weiterhin möglich. Oft handele es sich dabei um alte Munitionsrückstände von Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs. Durch Korrosion ist das Stahlblech von Bombenkörpern durchgerostet. Dadurch kann Weißer Phosphor freiliegen.

Bei einem Fund – besonders wenn man sich nicht sicher ist, was man da vor sich hat – rät sie, „die Finger davon zu lassen“. „Bernstein und Phosphor sind sich sehr ähnlich“, so Klockhaus. Vor allem, wenn es noch zum Teil in der Erde liegt oder verschmutzt ist, lässt sich kein Unterschied erkennen. Weißer Phosphor in seiner reinen Form sei zwar weiß, wenn er aber mit Eisen verunreinigt werde, nehme er eine gelbliche Farbe an und glänze dann auch, erklärt Thomas Fockenberg vom Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik der Ruhr-Uni Bochum. „Er ist aus meiner Sicht optisch nicht von Bernstein zu unterscheiden – auch für einen Wissenschaftler nicht.“

Wer sich unsicher bei dem Fundstück ist, sollte also auf jeden Fall das Ordnungsamt informieren. Auch Feuerwehr und Polizei sind in solchen Fällen zu Rate zu ziehen.

Weißer Phosphor lässt sich nicht mit Wasser löschen

Auf der Ostsee-Insel Usedom, wo es schon häufiger zu tragischen Verwechslungen von Bernstein und Phosphor gekommen ist, erzählt man sich noch andere Tricks: Wer meint, Bernstein gefunden zu habe, sich aber nicht sicher ist, solle das Fundstück an der Luft trocknen lassen. Wer es unbedingt transportieren müsse, solle es in einen Beutel stecken. Gerät dieser in Brand, kann man ihn immerhin loslassen – anders als eine Hosentasche.

Im trockenen Zustand verbindet sich Phosphor mit Sauerstoff und kann sich dann mit einer etwa 1300 Grad heißen Flamme entzünden und verbrennen. Einmal entzündeter Phosphor lässt sich kaum mit Wasser löschen, sondern nur mit besonderen Feuerlöschern oder Sand. Weißer Phosphor ist nicht nur entzündlich, sondern auch hochgradig giftig. Beim Verbrennen entsteht Phosphorpentoxid. Dies kann zu Verätzungen führen.