Am Niederrhein.
Für den Laien sieht der Fisch ein bisschen aus wie ein abgebrochener Aal, aber mit viel dickerem Kopf und kräftigerem Körper. Die Quappe – ausgewachsen meist nicht länger als 50 cm – ist die einzige heimische Dorschart, in Nordrhein-Westfalen zwischenzeitlich fast ausgestorben. Bis in die 1960er Jahre noch war der Raubfisch zwischen Rhein und Weser verbreitet. So soll es irgendwann wieder sein. Eine Million Quappen-Larven, je nur wenige Millimeter groß, setzten die Fischereiverbände Westfalen-Lippe und Rheinland und der Lippeverband gestern in der Lippemündung bei Wesel aus – nicht die erste Aktion.
„Hier schlägt das Ökologen-Herz höher“, schwärmte Biologe Dr. Jost Borcherding von der Uni Köln über die vom Lippeverband neu an- und auch tiefergelegte Flussmündung. Für die Fischwelt stellen die überfluteten Auen eine Prima-Kinderstube dar. Das hatte schon eine Quappen-Besatzaktion im vergangenen Frühjahr gezeigt. Weitere der streng geschützten Raubfische wurden in den letzten Jahren bei Hamm und im renaturierten Lippezulauf Seseke ausgesetzt. Rund 100 000 Euro hat das von den westfälischen Fischern getragene Projekt bisher gekostet.
Lachs, Aal, Nordsee-Schnäpel, Meerforelle, Maifisch – nun eben die Quappe: Mit Menschenhilfe kehrt eine „alte“ Fischart nach der anderen langsam in die NRW-Gewässer zurück (die NRZ berichtete). Wesentliche Stütze ist das vom Land jetzt noch mal bis zum Jahr 2020 verlängerte Wanderfischprogramm. Die Bedingungen fürs Wiederansiedeln sind gut: Die Wasserqualität wird immer besser, Flüsse werden renaturiert.
Die Quappe ist zwar auch ein Wanderfisch, aber kein Langstreckenschwimmer. Auf dem Weg zum Laichen legt sie im Winter „nur“ 100 km flussaufwärts zurück. Dass die Lippe für die Wiederansiedlung ausgesucht wurde, kommt nicht von ungefähr: Im Oberlauf bei Lippstadt hat ein Bestand die Industrialisierung überlebt – 2000 Tiere, die letzten NRW-Quappen. Die ausgesetzten Jungfische sind Nachkommen von ihnen, gezüchtet beim Ruhrverband.
Und, welcher Fisch fehlt noch? „Ich würde mir eine Rückkehr des Störs wünschen“, sagt Reiner Gube vom Rheinischen Fischereiverband. Bis vor 120 Jahren noch habe es den mächtigen Fisch (bis drei Meter lang) hier gegeben. Auf holländischer Seite gibt es allererste Bemühungen, ihn im Rhein wieder anzusiedeln. 80 Jungtiere ausgestattet mit Sendern wurden im Herbst grenznah, nicht weit von Emmerich, ausgesetzt.