Die anhaltende Ausbreitung des Waschbären in Nordrhein-Westfalen hat bisher keine gravierenden Auswirkungen auf die heimische Tierwelt. Das sagten sowohl der Landesjagdverband NRW als auch die Landesverbände des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbundes (NABU) in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dapd.
Düsseldorf (dapd-nrw). Die anhaltende Ausbreitung des Waschbären in Nordrhein-Westfalen hat bisher keine gravierenden Auswirkungen auf die heimische Tierwelt. Das sagten sowohl der Landesjagdverband NRW als auch die Landesverbände des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbundes (NABU) in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dapd. Der Landesjagdverband hält es dennoch für notwendig, das Tier zu jagen. Die Naturschutzverbände widersprechen dem. Besonders viele Waschbären gibt es laut Landesjagdverband in Ostwestfalen, dem Sauerland und dem Siegerland.
Dass der Waschbär in NRW auf dem Vormarsch sei, belegten die Auswertungen der Jagdstatistik, sagte Jürgen Eylert von der Forschungsstelle Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW. Demzufolge seien im Jagdjahr 2011/2012 knapp 8.000 Waschbären erlegt worden. Hinzu kämen mehr als 500 tot aufgefundene Waschbären, die meisten von ihnen wurden überfahren. Auch das sei ein Beleg für eine große Population. „Es wäre ein Alarmzeichen, wenn kein Waschbär mehr überfahren wird.“ Denn das würde bedeuten, dass es nur noch wenige Tiere gebe.
Waschbären gibt es seit den 50er Jahren in NRW
Der Waschbär sei vermutlich aus Hessen nach Ostwestfalen eingewandert. Ursprünglich in den USA heimisch, sei er in NRW seit Anfang der 50er Jahre nachgewiesen. „Bisher gibt es keine wissenschaftlich ernst zu nehmenden Ergebnisse, dass er eine heimische Art verdrängt hat“, sagte Eylert. Dennoch sei es vernünftig, den Waschbären zu jagen: „Der Ausbreitung nur zuzusehen, halte ich nicht für klug.“
Laut NABU NRW richtet das Tier keinen Schaden an. Es könne aber zum Problem werden, wenn es sich bei seiner Nahrungssuche auf Schutzgebiete für bestimmte Vogelarten spezialisiere. Dies sei derzeit aber nicht der Fall. Menschen könne das Tier lästig werden, wenn es in die Städte komme und die Mülltonnen plündere. Der NABU rät: „Anwohner sollten die Mülltonnen so verschließen, dass der Waschbär den Deckel nicht öffnen kann.“
BUND will Waschbär von der Liste der jagdbaren Tiere streichen
Auch Eylert sagte, er kenne Einzelfälle aus Ostwestfalen, in denen der Waschbär sich in Dachböden eingenistet und dort seine Kinderstube errichtet habe. „Der klettert an den Hausfassaden hoch und kann auf dem Dachboden ganz schön poltern.“
Der Waschbär habe sich in NRW etabliert, sagte Holger Sticht vom BUND Landesverband NRW. „Inzwischen gehört er in weiten Teilen zur Fauna, obwohl er einst durch den Menschen eingeführt wurde.“ Weil er keine Gefahr darstelle, weder Krankheiten übertrage noch andere Tierarten ausrotte, gebe es keinen vernünftigen Grund, den Waschbären zu jagen. „Wir sind dafür, dass der Waschbär von der Liste der jagdbaren Tiere gestrichen wird“, forderte Sticht.
Ein ganz besonderes Erlebnis mit Waschbären machte der Duisburger Zoo vor zehn Jahren. Die Waschbärweibchen hatten immer wieder Nachwuchs – obwohl die Männchen kastriert worden waren. Schließlich entdeckten Mitarbeiter des Zoos, dass wilde Waschbären, angelockt vom Duft der Weibchen, über den Zaun sprangen. Das war die Erklärung für den Nachwuchs.
dapd
2012-10-27 06:45:51.0